Im Rahmen einer Kohortenstudie wurden Veränderungen des Urteilsvermögens von 24 schwer kranken (Altersdurchschnitt 62 Jahre; Karnofsky-Index = 50), 39 weniger kranken Klinikpatienten (Altersdurchschnitt 59 Jahre; Karnofsky-Index > 50) und einer Kontrollgruppe von 28 Altersheimbewohnern (Altersdurchschnitt 79 Jahre) verglichen. Ein Mindestwert von 24 Punkten (Mini-Mental-State-Test) war Voraussetzung. Alle Teilnehmer sollten sieben Aufgaben lösen, die vom Psychologen J. Piaget zur Beurteilung der kognitiven Entwicklung von Kindern konzipiert worden waren. Patienten mit einem Karnofsky-Indexwert von <= 50 lösten signifikant weniger Piaget-Aufgaben korrekt als die Kontrollpersonen. Ferner reagierte ein geringerer Anteil der schwer Kranken im Vergleich zur Kontrollgruppe auf jede Einzelaufgabe richtig. Die Leistungen der Patienten mit einem Karnofsky-Index > 50 waren vergleichbar gut wie in der Kontrollgruppe.
Kognitive Defizite bei schwerer Krankheit
Neuro-Depesche 5/2002
Das Urteilsvermögen sinkt bedenklich
Beobachtungen zufolge kann das geistige Leistungsvermögen schwer kranker erwachsener Patienten auf kindliches Niveau absinken. Auch Studienergebnisse aus New York legen diesen Sachverhalt nahe.
Quelle: Cassell, EJ: Preliminary evidence of impaired thinking in sick patients, Zeitschrift: ANNALS OF INTERNAL MEDICINE, Ausgabe 134 (2001), Seiten: 1120-1123