Antiepileptika-Therapie

Neuro-Depesche 1-2/2017

Das sind die wesentlichen Prädiktoren für die Nicht-Adhärenz

Zertifizierte Fortbildung

Antiepileptika werden von vielen Patienten nicht zuverlässig eingenommen oder wieder abgesetzt. Wie groß das Problem ist und welche Merkmale die Betroffenen kennzeichnen, zeigt jetzt ein Forscherteam in einer Querschnittsstudie in Äthiopien auf.

Die Nicht-Adhärenz mit der Antiepileptika- Medikation wurde anhand der Morisky Medication Adherence Scale (MMAS-Score ≥ 2) in einer Stichprobe von 450 Epilepsie-Patienten (58,7% männlich) im medianen Alter von 27 Jahren erfasst, die in zwei Kliniken im Nordwesten Äthiopiens wegen verschiedener Epilepsie-Syndrome behandelt wurden. Die Mehrheit (76,7%) erhielt eine Monotherapie, am häufigsten mit Phenobarbital (90,7%), gefolgt von Phenytoin (14,2%), Carbamazepin (12%) und Valproat (6,7%).
Nicht-adhärent waren 37,8% der Teilnehmer. In einer logistischen Regressionsanalyse mit einer deutlich erhöhten Wahrscheinlichkeit dafür assoziiert waren mehrere klinische und andere Merkmale. Dies betraf eine längere Behandlungsdauer mit einem fast um das Zweieinhalbfache erhöhten Risiko (adjustierte Odds Ratio bei ≥ 6 Jahren Therapie: 3,47), Selbstzahlung der Medikamente (aOR: 2,76), unzureichende Aufklärung, die 35,8% berichteten (aOR: 2,20), geringe soziale Unterstützung nach der Oslo Social Support Scale bei 28,4% (aOR: 1,88), subjektiv von 34,9% erlebte Stigmatisierung (aOR: 2,27) und die von 28,2% der Patienten erfahrenen sedierenden und anderen Nebenwirkungen (aOR: 1,70).
Komorbide Erkrankungen, religiöse Zugehörigkeit und Drogenkonsum spielten für die Adhärenz keine signifikante Rolle. JL
Kommentar

Bei zuverlässiger Einnahme von Antiepileptika können bis zu 70% der Patienten anfallsfrei werden. Dessen ungeachtet waren dieser Studie zufolge fast 40% der Epilepsie- Patienten mit ihrer Antiepileptika-Medikation nicht adhärent. Dies entspricht u. a. den Raten in North Carolina (39%), Großbritannien (36,4%) und Finnland (34%). Trotz aller äthiopischen Besonderheiten unterscheiden sich viele Gründe für eine Non-Adhärenz offenbar nicht maßgeblich von denen bei Patienten in westlichen Ländern. Wie Experten im Westen fordern die Autoren psychoedukative (Kurz-) Interventionen zur Epilepsie/ Antiepileptika-Therapie (Bedeutung der Adhärenz, Nebenwirkungen etc.) und Öffentlichkeitsarbeit zur Verringerung der Stigmatisierung.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Getnet A et al.: Antiepileptic drug nonadherence and its predictors among people with epilepsy. Behav Neurol 2016; 3189108 [Epub 8. Dez.; doi: 10.1155/201 6/3189108]

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