Frühere Diagnose des Parkinson-Syndroms

Neuro-Depesche 1-2/2015

Das sind die „prädiagnostischen“ Symptome

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Ein Parkinson-Syndrom wird zumeist erst nach Auftreten einer klinischen, typischerweise motorischen Symptomatik diagnostiziert. Eine frühere Erkennung, also zu einem Zeitpunkt, zu dem noch nicht 50–70% der dopaminergen Neuronen degeneriert sind, wäre wünschenswert. In einer Fall-Kontroll-Studie untersuchte nun ein Forscherteam aus London an einer Stichprobe hausärztlicher Patienten den Zusammenhang zwischen ersten motorischen und nicht-motorischen Frühmanifestationen und der späteren Parkinson- Diagnose.

In der primärärztlichen britischen Datenbank The Health Improvement Network (THIN) wurde im Zeitraum 1996–2012 nach Kodierungen für Symptome gesucht, die mögliche Frühzeichen eines Parkinson-Syndroms sein können. Dies betraf einerseits motorische Symptome wie Tremor, Rigor, Gleichgewichtsstörungen und Schmerzen oder Steifigkeit von Nacken und Schulter. Andererseits wurde nach vegetativen Symptomen wie Obstipation, erektile Dysfunktion, Miktionsstörungen und Schwindel sowie nach neuropsychiatrischen Störungen wie Gedächtnisprobleme, kognitive Beeinträchtigungen, Apathie und Spätformen von später Angsterkrankungen oder Depression gefahndet. Außerdem waren Fatigue, Insomnie, Anosmie, Hypersalivation und Verhaltensstörungen im REM-Schlaf (Rapid-Eye-Movement sleep behaviour disorder, RBD) in den Jahren vor der Parkinson- Diagnose von Interesse. Deren Häufigkeiten wurden verglichen zwischen den Menschen, die später an einem Parkinson-Syndrom erkranken und jenen, die davon verschont blieben.

Eingeschlossen wurden 8166 Personen mit und 46 755 ohne Parkinson-Diagnose. Da die Häufigkeit von Apathie, RBD, Anosmie, Hypersalivation und kognitiver Abbau (über 1000 Personenjahre) jeweils weniger als 1% betrug, wurden diese Symptome von der weiteren Analyse ausgeschlossen.

Zwei Jahre vor der Parkinson-Diagnose war die Inzidenz aller ausgewerteten prädiagnostischen Symptome bei Patienten mit späterer Parkinson- Diagnose (n = 7232) höher als bei den Kontrollen (n = 40 541) (Ausnahme: Nackenschmerz- und -steifigkeit).

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KOMMENTAR

Fünf Jahre vor einer klinischen Parkinson-Diagnose lässt sich vom Hausarzt bei jenen Menschen, die später an einem Parkinson- Syndrom erkranken, eine ganze Reihe von Frühzeichen feststellen. Sogar zehn Jahre vorher weisen Tremor und Obstipation auf die spätere Erkrankung hin. Die Ergebnisse dieser Studie – übrigens der bisher größten dieser Art – sind ein Baustein im Bemühen um eine Identifizierung von gefährdeten Personen und damit um eine echte Parkinson- Frühdiagnose. Sie hilft zudem bei der Erhellung der frühen pathologischen Prozesse der chronisch fortschreitenden Erkrankung.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

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