Die psychotische Depression geht Studien zufolge mit einer schlechteren Prognose mit erhöhten Rückfall- und Suizidraten einher als die Deppression ohne psychotische Zeichen. Um mehr über Verlauf und Prognose zu erfahren, wurden im Rahmen eines epidemiologischen Projektes alle Personen (> 16 Jahren) der nordenglischen Grafschaft Northumberland mit erstdiagnostizierter Psychose nachbeobachtet. Verglichen wurden die Patienten mit depressiver Episode mit psychotischen Symptomen (ICD-10, F32.3) und Patienten mit Schizophrenie (ICD-10, F20).
Zwischen 1998 und 2005 trat eine psychotische Depression mit 19% aller erstdiagnostizierter Psychosen häufiger auf als eine Schizophrenie (13%; p < 0,05) – lediglich bei jüngeren Patienten (< 36 Jahre) war die Verteilung umgekehrt. Depressive Patienten mit psychotischen Symptomen fügten sich signifikant häufiger selbst Verletzungen zu (33% vs. 18%) und litten doppelt so häufig unter einer ganzen Reihe körperlicher Gesundheitsprobleme (56% vs. 28%).
Schizophrene Patienten hatten dagegen deutlich mehr Körperverletzungen (23% vs. 6%) und Eigentumsdelikte (18% vs. 7%) begangen, sie hatten auch häufiger Drogen genommen als die Depressiven (32 vs. 12%). Stationäre Behandlungen erfolgten in beiden Gruppe etwa gleich häufig und dauerten praktisch gleich lang (10,02 vs. 10,84 Tage).
Nahezu alle Patienten mit psychotischer Depression erhielten im Verlauf ein Antidepressivum (98%) und ein Antipsychotikum (92%). Umgekehrt wurde auch ausnahmslos allen Patienten mit Schizophrenie ein Antipsychotikum verordnet, während knapp die Hälfte (46%) mit einem Antidepressivum behandelt wurde. Eine ECT wurde nur in der Gruppe mit psychotischer Depression eingesetzt, alle 18 Behandelten sprachen an.
Bei 87% der Depressiven und 92% der Schizophrenen änderten sich die Diagnosen im Beobachtungszeitraum nicht. Ein Wechsel von einer unipolaren Depression zu einer Bipolar-Diagnose wurde nicht vermerkt, wenn auf diese Möglichkeit im Behandlungsalltag auch stets geachtet werden muss.