Therapie der Alkoholabhängigkeit

Neuro-Depesche 7/2011

Craving-Skala zur Prognose einsetzen?

Welchen prädiktiven Wert der Einsatz der Obsessive-Compulsive Drinking Scale (OCDS) in der Langzeitbeurteilung alkoholabhängiger Patienten hat, wurde jetzt an der Bonner Universität im Rahmen einer prospektiven Beobachtungsstudie über zwei Jahre geprüft. Das mittels OCDS bestimmte Craving war über mehrere Zeiträume ein signifikanter Risikofaktor.

Die 198 Alkoholabhängigen wurden unter standardisierten Bedingungen routinemäßig stationär behandelt. Sie beurteilten ihr Alkohol-Craving in Monat 6 und 12 nach Therapieende mithilfe der deutschen Fassung der OCDS, die sowohl Zwangsgedanken als auch Zwangshandlungen zum Craving umfasst. Das Therapieziel und der primäre Parameter der Studienauswertung war die – subjektiv berichtete oder objektiv bestimmte – Abstinenz nach zwölf und nach 24 Monaten.

Von den 104 Patienten, die dem Follow-up nach 24 Monaten zur Verfügung standen, waren noch 62 (60%) abstinent. Es fand sich eine signifikante Relation zwischen dem Summenscore der OCDS in Monat 6 und dem Abstinenz-Outcome nach 12 Monaten (1,3 bei Abstinenten vs. 4,1 Punkten bei den Nicht-Abstinenten; Odds Ratio: 0,8; p < 0,05). Dies traf auch auf die Beziehung zwischen dem OCDS-Score in Monat 12 und der Abstinenz nach 24 Monaten zu (1,4 vs. 4,0 Punkte bei den Nicht-Abstinenten; OR: 0,8; p < 0,05).

Je höher der OCDS-Summencore bei einer Nachuntersuchung ausfiel, desto weniger wahrscheinlich war eine Abstinenz zum anschließenden Follow-up-Zeitpunkt. Dies betraf im Übrigen nicht nur den Gesamtwert, sondern zu beiden Zeiten auch die Scores der beiden OCDS-Subskalen zu Verhaltens-und Motivationsaspekten des Alkoholkonsums („Control and consequences“, CC) und zur zwanghaften kognitiv-symbolischen Beschäftigung mit Alkohol („Drinking obsessions“, DO). JL

<

Lesen Sie den ganzen Artikel

Fachgruppen-Login


Zugangsdaten vergessen?

Fazit
?! Craving hat sich bei alkoholabhängigen Patienten in vielen Studien als signifikanter Prädiktor für einen Alkoholrückfall erwiesen. Die Bestätigung des prognostischen Nutzens der OCDS-Werte kann dazu dienen, eine aktuelle Rückfallgefährdung festzustellen und bei verstärktem Craving rechtzeitig mit medikamentösen oder psychotherapeutischen Maßnahmen zu intervenieren. Dies könn­te sich nicht nur positiv für das Wohl des einzelnen Patienten auswirken, sondern auch zur Kosteneinsparung beitragen.

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x