Erreger von Atemwegsinfektionen

Neuro-Depesche 10/2001

Coronavirus im Gehirn von MS-Kranken

Das humanpathogene respiratorische Coronavirus (HCoV) vermag Nervenzellkulturen zu infizieren. Experimentell ließ sich Neurotropie und Neuroinvasion von HCoV nachweisen und es besteht der Verdacht einer Verbindung zur MS. HCoV-RNA konnte in autoptisch entnommenen Menschengehirnen nachgewiesen werden.

Immer mehr Viren wurden in der Vergangenheit mit MS in Verbindung gebracht, nachgewiesen als Virione, virale Nukleinsäuren oder virale Proteine im ZNS oder mit Hilfe antiviraler Antikörper in Serum und/oder Liquor aufgespürt. Es konnte auch Menschen-pathogenes HCoV im Gehirn von MS-Kranken nachgewiesen werden. In einer jüngsten Studie wurden 90 Patienten mit verschiedenen neurologischen Erkrankungen mit molekularbiologischen Methoden auf die beiden HCoV-Stämme 229 E und OC 43 untersucht. Von den Patienten litten 39 an MS, 26 an anderen neurologischen Erkrankungen und 25 dienten als Kontrollpersonen. Rund 40 von den 90 Patienten (44%) waren 229 E-positiv und 21 (23%) OC 43-positiv. Eine statistisch signifikant hohe Prävalenz von OC 43 zeigten MS-Patienten mit 14 von 39 (35,9%) gegenüber den Kontrollpersonen mit 13,7%. Die Sequenzierung des Nukleokapsid-Protein-Gens ergab eine Punktmutation bei OC 43 in drei Gehirnen von MS-Patienten und einem Gehirn einer Kontrollperson, jedoch noch nie in Laborstämmen des Virus. Die In-situ-Hybridisierung wies virale RNA im Gehirnparenchym außerhalb der Blutgefäße nach. (hc)

Quelle: Arbour, N: Neuroinvasion by human resiratory coronaviruses, Zeitschrift: JOURNAL OF VIROLOGY, Ausgabe 74 (2000), Seiten: 8913-8921

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