Immer mehr Viren wurden in der Vergangenheit mit MS in Verbindung gebracht, nachgewiesen als Virione, virale Nukleinsäuren oder virale Proteine im ZNS oder mit Hilfe antiviraler Antikörper in Serum und/oder Liquor aufgespürt. Es konnte auch Menschen-pathogenes HCoV im Gehirn von MS-Kranken nachgewiesen werden. In einer jüngsten Studie wurden 90 Patienten mit verschiedenen neurologischen Erkrankungen mit molekularbiologischen Methoden auf die beiden HCoV-Stämme 229 E und OC 43 untersucht. Von den Patienten litten 39 an MS, 26 an anderen neurologischen Erkrankungen und 25 dienten als Kontrollpersonen. Rund 40 von den 90 Patienten (44%) waren 229 E-positiv und 21 (23%) OC 43-positiv. Eine statistisch signifikant hohe Prävalenz von OC 43 zeigten MS-Patienten mit 14 von 39 (35,9%) gegenüber den Kontrollpersonen mit 13,7%. Die Sequenzierung des Nukleokapsid-Protein-Gens ergab eine Punktmutation bei OC 43 in drei Gehirnen von MS-Patienten und einem Gehirn einer Kontrollperson, jedoch noch nie in Laborstämmen des Virus. Die In-situ-Hybridisierung wies virale RNA im Gehirnparenchym außerhalb der Blutgefäße nach. (hc)
Erreger von Atemwegsinfektionen
Neuro-Depesche 10/2001
Coronavirus im Gehirn von MS-Kranken
Das humanpathogene respiratorische Coronavirus (HCoV) vermag Nervenzellkulturen zu infizieren. Experimentell ließ sich Neurotropie und Neuroinvasion von HCoV nachweisen und es besteht der Verdacht einer Verbindung zur MS. HCoV-RNA konnte in autoptisch entnommenen Menschengehirnen nachgewiesen werden.
Quelle: Arbour, N: Neuroinvasion by human resiratory coronaviruses, Zeitschrift: JOURNAL OF VIROLOGY, Ausgabe 74 (2000), Seiten: 8913-8921