Kognitive Beeinträchtigungen bei MS

Neuro-Depesche 4/2017

Computer-Training verbessert die Kognition

Wie wirkt sich ein dreimonatiges computergestützes Übungsprogramm – kombiniert mit einem zuhause durchgeführten neuropsychologischen Training – auf die bei MS-Patienten häufig beeinträchtigte Kognition aus? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer randomisierten kontrollierten Studie einer spanischen Arbeitsgruppe.

Aufgenommen wurden 62 Patienten mit klinisch stabiler MS. Ihre Beeinträchtigungen nach der Brief Battery of Neuropsychological Tests (BRB-N) waren leicht bis mittelschwer. Sie wurden zu dem computergestützen neuropsychologischen Trainingsprogramm (TP; n = 30) mit 12 wöchentlichen Sitzungen á 60–75 Min. oder zur Kontrollgruppe (KG; „Warteliste“; n = 32) randomisiert.
In der Kontrollgruppe wurden keine signifikanten Veränderungen beobachtet. In der Interventionsgruppe verbesserten sich vor allem das verbale und Arbeitsgedächtnis sowie das phonetische Sprachvermögen: Signifikante Besserungen zeigten die BRB-N-Subtests LTS (p < 0,05), CLTR (p < 0,001), SRT-DR (p = 0,001) 10/36 SPART-DR (p < 0,05), SDMT (p < 0,05) PASAT (p < 0,001) und COWAT (p = 0,05). Dies galt auch für die subjektive kognitive Leistung nach dem Multiple Sclerosis Neuropsychological Questionnaire (MSNQ).
Zudem ging auch die Angstsymptomatik nach der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) signifikant zurück, die Reduktion der depressiven Symptome verfehlte die Signifikanz. Während die Fatigue (nach der Fatigue Severity Scale, FSS) nicht ansprach, waren physische und mentale Lebensqualität nach Multiple Sclerosis Quality of Life-54 (MSQoL- 54) signifikant gestiegen.
Zusammenfassend betonen die Autoren, dass dieses kombinierte Trainingsprogramm die Kognition von MS-Patienten erheblich verbessern kann. Bei einer größeren Studienpopulation könnte sich auch in der Depression ein signifikanter positiver Effekt ergeben. GS
Kommentar

Mit der Brief Repeatable Battery of Neuropsychological Tests werden die kognitiven Kerndefizite bei MS zuverlässig erfasst. Sie beinhaltet fünf Subtests zu verbalem und visuell-räumlichem Kurz- und Langzeitgedächtnis, zu semantischer Wortflüssigkeit, exekutiven Funktionen, geteilter Aufmerksamkeit/ Flexibilität sowie Arbeitsgedächtnis und Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit: Selective Reminding Test (SRT) gegliedert in Langzeitgedächtnis (LTS), konsistentes Abrufen von Gedächtnisinhalten des Langzeitgedächtnisses (consistent long term retrieval, CLTR) und verzögertes Abrufen von Begriffen (delayed recall, DR); 10/36 Spatial Recall Test (SPART) und SPART-DR (Spätabruf); Symbol Digit Modalities Test (SDMT); Paced Auditory Serial Addition Test (PASAT); Controlled Oral Word Association Test (COWAT, früher FAS).

Quelle:

Pérez-Martin MY et al.: Efficacy of a short cognitive training program in patients with multiple sclerosis. Neuropsych Dis Treatm 2017; 13: 245-52

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