Pilotstudie zum ‚Go! To Sleep´-Programm

Neuro-Depesche 7-8/2018

Computer-CBT gegen Schlafstörungen?

Zertifizierte Fortbildung

Bis zu 88% aller Parkinson-Patienten leiden unter Schlafstörungen, doch die medikamentöse Therapie wirkt oft nicht ausreichend. Ob sich Insomnien mit einer spezifischen „ressourcenschonenden“ Variante der kognitiven Verhaltenstherapie, der computerized CBT for Insomnia (CCBT-I) bessern lassen, wurde jetzt in den USA untersucht.

Das sechswöchige web-basierte CCBT-I-Programm ‚Go! To Sleep‘ fand im Rahmen der Studie A Computerized Cognitive behavioral therapy Randomized, Controlled, pilot trial for insomnia in Parkinson Disease (ACCORD-PD) statt. Es umfasste tägliche Online-„Lek-tionen“ mit Trainingsmaterialien zur Verbesserung der Schlafgewohnheiten mit regelmäßigen Erinnerungen per SMS, Telefon etc.
Von 28 medikamentös stabil eingestellten schlafgestörten Parkinson-Patienten (Insomnia Severity Index [ISI] > 11) wurden je 14 zur CCBT-I bzw. einer herkömmlichen schlafhy-gienischen Edukation randomisiert. Insgesamt beendeten nur 57% der Teilnehmer der CCBT-I-Gruppe (8/14) die Studie regulär – gegenüber 93% der Kontrollen (13/14).
Unter den ‚Completern‘ besserten sich in der Per-Protokoll (PP)-Analyse unter der CCBT-I signifikant der ISI (p = 0,002), die Tagesmüdigkeit nach der Epworth Sleepiness Scale (ESS; p = 0,042) und nach der Pittsburgh Insomnia Rating Scale (PIRS20; p = 0,005) sowie die Depressivität nach dem Patient Health Questionnaire (PHQ-9; p < 0,001). Zudem war die durchschnittliche Verbesserung des ISI in der CCBT-I-Gruppe signifikant größer als in der Kontrollgruppe (-7,9 vs. -3,5; p = 0,03).
In der Intention-to-treat (ITT)-Analyse (aller randomisierten Patienten) waren allerdings sämtliche Unterschiede zwischen den beiden Gruppen ohne Signifikanz, so auch im ISI (-4,5 vs. -3,3; p = 0,48). Dies dürfte in erster Linie auf die hohe Dropout-Rate in der CCBT-I-Gruppe von 43% zurückgehen. JL
Kommentar

Die bei primären Schlafstörungen anhaltend wirksame CBT für Insomnien erwies sich in dieser hier angewendeten computerisierten Variante bei schlafgestörten Parkinson-Patienten grundsätzlich als geeignet. Die hohe Abbruchrate in der CCBT-I-Gruppe bedingt nicht nur die fehlende Signifikanz in der Per-Protokoll-Analyse, sie gibt auch sonst zu denken. Möglicherweise wäre eine stärkere Anpassung an die spezifische Situation von Parkinson-Patienten hilfreich. Die Ergebnisse dieser Pilotstudie sollten jedenfalls in größeren Studien überprüft werden, nicht zuletzt, weil die Verfügbarkeit der „normalen“ CBT teilweise doch immer noch sehr begrenzt ist.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Patel S et al.: A computerized cognitive behavioral therapy randomized, controlled, pilot trial for insomnia in Parkinson Disease (ACCORD-PD). J Clin Mov Disord 2017 4: 16 [Epub 21. Aug.; doi: 10.1186/s40734- 017-0062-2]

ICD-Codes: G20

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