Systematische Untersuchung in Großbritannien

Neuro-Depesche 11/2000

Comeback nach wechselvoller Geschichte

Vor etwa 40 Jahren wurde das Antiepileptikum Sultiam als Alternative für fokale Anfälle eingeführt und 1986 in Großbritannien wegen vermeindlich nicht eigenständiger Wirkung vom Markt genommen. Nach Rehabilitation in der Neuropädiatrie wurden inzwischen auch viel versprechende Erfahrungen in der Behandlung von Erwachsenen gemacht.

Anstoß für die systematische Untersuchung von Sultiam in Großbritannien am National Hospital für Neurology war der Fall des heute 34-jährigen Warren. Mit zwölf Monaten erkrankte er an mehrfach täglich auftretenden komplex-fokalen, tonisch-klonischen Anfällen, die durch die Behandlung mit Valproinsäure und Sultiam weitgehend sistierten. Nach Entzug der Zulassung von Sultiam und Absetzen blieben die Anfälle therapieresistent. Durch hartnäckige Bemühungen der Mutter wurde Sultiam aus Deutschland importiert und der Patient wurde wieder anfallsfrei. Für die häufigste Form der sog. benignen partiellen Epilepsien, die Rolando-Epilepsie, liegen Ergebnisse aus einer plazebokontrollierten Doppelblindstudie mit Vergleich verschiedener Antiepileptika im Add-On-Regime vor. Empirische Daten sind für andere Formen, z. B. das Landau-Kleffer-Syndrom, das West-Syndrom und die juvenile myoklonische Epilepsie vorhanden. Eine Pilotstudie an 50 Patienten zwischen 21 und 60 Jahren, deren Krankheitsdauer 20 bis 52 Jahre betrug und die mit acht bis sechzehn Antiepileptika erfolglos behandelt worden waren, ergab nach zweiwöchiger zusätzlicher Verabreichung von Sultiam mit Auftitrierung von 200 auf 600 mg, dass von 33 verbliebenen Studienteilnehmern vier anfallsfrei wurden und bei achtzehn weiteren eine Reduktion der Anfallsfrequenz von mindestens 50% erreicht wurde.

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