Schwerste Fälle mit Schizophrenie

Neuro-Depesche 4/2015

Clozapin-Therapie durch EKT augmentieren?

Clozapin ist ein sehr wirksames, doch aufgrund der Agranulozytose-Gefahr für therapieresistente schizophrene Patienten quasi reserviertes Antipsychotikum. Doch auch in dieser Patientengruppe sprechen 45% bis 70% der Patienten nicht (ausreichend) an. Während medikamentöse Augmentationen von Clozapin in Studien nicht besonders gut abschnitten, machten Psychiater aus New York nun außerordentlich gute Erfahrungen mit einer zusätzlichen Elektrokrampftherapie (EKT).

In die randomisierte, einfach geblindete Studie wurden 39 Patienten mit Schizophrenie eingeschlossen, die auch nach 12 Wochen auf Clozapin nicht (ausreichend) angesprochen hatten. 20 erhielten nun über acht Wochen zusätzlich eine bilaterale EKT (dreimal/Woche im ersten, zweimal/Woche im zweiten Monat) und 19 weiterhin Clozapin in der bisherigen Dosis allein. In einem anschließenden ungeblindeten Cross-over wurden auch die Non-Responder der Clozapin-Gruppe acht Wochen lang mit einer zusätzlichen EKT behandelt. Ein Ansprechen war definiert als der Rückgang auf der Subskala ‚psychotische Symptome‘ der Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS) um ≥ 40%, ein Wert der Clinical Global Impressions-Schweregradskala (CGI-S) < 3 und ein Wert für die globale klinische Besserung (CGI-I) ≤ 2. Bei den Patienten in der Clozapin plus EKT-Gruppe begann die Reduktion der psychotischen Symptome in der dritten Woche. In der ersten Phase sprachen der altersadjustierten Analyse zufolge 50% der 20 Patienten an, aber keiner der 19 in der Clozapin-Kontrollgruppe. In der anschließenden offenen Cross-over-Phase in den zweiten acht Wochen erfüllten neun dieser 19 Patienten (47,4%) die Response-Kriterien. Insgesamt hatte also mit 19 von 39 Patienten fast die Hälfte (48,7%) auf die EKT-Augmentation der Clozapin-Therapie angesprochen.
In einer umfangreichen neuropsychologischen Testbatterie ergaben sich zwischen den Gruppen mit und ohne EKT keine erkennbaren Unterschiede in der Kognition. Zwei Patienten benötigten aufgrund eines leichten Verwirrungszustandes eine zeitliche Verzögerung ihrer EKT-Sitzung um einen Tag. JL
KOMMENTAR

Dieser kleinen Studie mit durchdachtem Cross-over-Design zufolge stellt die Augmentation der Clozapin-Behandlung mit EKT-Sitzungen bei therapieresistenten Patienten mit Schizophrenie ein sehr wirksames und auch sicheres Vorgehen dar. Immerhin sprach knapp die Hälfte an. Die Autoren betonen, dass nach herkömmlichen Kriterien (BPRS-Subskalen- Reduktion ≥ 20%) sogar 60% als Responder gegolten hätten, dies sind die höchsten Ansprechraten, die je für eine Clozapin- Augmentation erzielt wurden. Es bleibt zu prüfen, ob die Effekte anhaltend sind oder ob womöglich eine EKT-Erhaltungstherapie notwendig ist.

Quelle:

Petrides G et al.: Electroconvulsive therapy augmentation in clozapineresistant schizophrenia: a prospective, randomized study. Am J Psychiatry 2015; 172(1): 52-8

ICD-Codes: F20.2

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