Registerstudie zu spontanen Hirnblutungen

Neuro-Depesche 9/2017

Cholesterin-Spiegel korrelieren negativ mit dem Outcome

Zertifizierte Fortbildung

Epidemiologische Studien zeigten Zusammenhänge zwischen einer Hypercholesterinämie und einem niedrigen Hirnblutungsrisiko. Der Einfluss der Cholesterin-Spiegel sowohl auf die Blutungsschwere als auch auf das Dreimonats-Outcome der Patienten wurde jetzt in einer taiwanesischen Registerstudie überprüft.

Insgesamt 2444 Patienten mit spontaner intrazerebraler Blutung im durchschnittlichen Alter von 62,5 ± 14,2 Jahren (64,2% Männer) wurden eingeschlossen. Die Blutungen ereigneten sich vorwiegend im Putamen (31,6%) und im Thalamus (19,2%). Die Krankenhaussterblichkeit betrug 4,9% und die Dreimonatsmortalität 8,2%. Der mediane mRSWert lag bei 4 (IQR, 2–5), 48,8% hatten Werte > 2.
Die Teilnehmer wurden nach ihren Cholesterin-Baseline- Serumwerten in drei Gruppen unterteilt (<160, 160–200 und > 200 mg/dl). Für jede wurde das Risiko einer schweren Hirnblutung (National Institutes of Health Stroke Scale, NIHSS > 15) und eines ungünstigen Outcome (anhand der modified Rankin Scale [mRS] > 2 Punkte und der Dreimonatsmortalität) kalkuliert.
Bei 854 Teilnehmern (34,9%) lagen initiale Cholesterin-Werte < 160 mg/dl vor. In Übereinstimmung mit der Studienhypothese ergab die Auswertung, dass sich niedrige Cholesterin- Spiegel unvorteilhaft auswirken: Gegenüber der obersten Tertile zeigten Patienten mit Cholesterin-Werten < 160 mg/dl häufiger schwere neurologische Defizite (NIHSS > 15) mit einer adjustierten Odds Ratio von 1,80 (95%-KI: 1,41–2,30) und häufiger mRS-Werte > 2 mit einer aOR von 1,41 (95%-KI: 1,11–1,78).
Die Dreimonatsmortalität nahm in den drei Gruppen mit steigenden Cholesterin- Werten ab. Sie betrug 12,7% (< 160 mg/dl), 6,4% (160–200 mg/dl) und 4,9% (> 200 mg/dl). Gegenüber der obersten Tertile war sie bei den Patienten der Niedrig- Cholesterin-Gruppe praktisch verdoppelt (aOR: 2,19; 95%-KI: 1,44–3,33). Bei jenen Patienten, die zusätzlich einen niedrigen Body Mass Index (BMI) von < 22 kg/m2 aufwiesen, war die Dreimonatssterblichkeit sogar vierfach wahrscheinlicher (aOR: 3,94, 95%-KI: 1,76–8,80). Die vorherige Behandlung mit Lipidsenkern (2,8% des Studienkollektivs) zeigte keine signifikanten Zusammenhänge mit der initialen Blutungsschwere und dem Outcome der Patienten. JL
Kommentar

Niedrige Cholesterin-Spiegel (< 160 mg/ dl), hier bei etwa einem Drittel der Patienten mit spontaner Hirnblutung, gehen mit einer höheren initialen Blutungsschwere, einem schlechteren funktionellen Outcome nach drei Monaten und einer erhöhten Dreimonatsmortalität einher – besonders ausgeprägt bei schlanken bzw. grenzwertig untergewichtigen Patienten. Die medikamentöse Lipidsenkung schien keinen negativen Einfluss zu haben. Leider wurde in dieser Registerstudie nicht nach High- und Low-density-Cholesterin unterschieden.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Chen YW et al.: Low cholesterol level associated with severity and outcome of spontaneous intracerebral hemorrhage: Results from Taiwan Stroke Registry. PLoS One 2017; 12(4): e0171379 [Epub 19. Apr.; doi: 10.1371/journal.pone.0171379]

ICD-Codes: I61.9

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