Dr. Astrid Gendolla, Essen, berichtete, dass „die Situation für Kopfschmerz-Patienten in Deutschland sehr ‚zersiedelt‘ ist“. So geben neben dem Wohnort vor allem die Versorgungsverträge der Krankenkassen vor, in welche Klinik der Patient überwiesen werden darf. Derzeit gibt es hierzulande nur 14 Kopfschmerz-Ambulanzen, und nur 15 % der Patienten, die von einer Prophylaxe profitieren könnten, werden vorbeugend gegen Migräne behandelt.
Werden die Patienten nicht adäquat beraten, greifen sie oft auf frei verkäufliche Schmerzmittel (inkl. Triptane) zurück. Dies kann zur Chronifizierung der Migräne und Entstehung eines Medikamentenübergebrauch- Kopfschmerzes führen. „Man erkennt einen Medikamentenübergebrauch daran, dass die Migräne- und Kopfschmerz-Attacken oftmals länger anhalten als gewohnt und gleichzeitig eine Zunahme von Kopfschmerz-Tagen beobachtet wird“, sagte Prof. Zaza Katsarava, Unna. Er betonte die starke Beeinträchtigung der Betroffenen und die Relevanz einer spezifischen Prophylaxe, wie sie mit den CGRP-Antikörpern möglich ist.
An der pathophysiologischen Bedeutung von CGRP bei Migräne ist „nicht zu rütteln“, hob PD Charly Gaul, Königstein i.T., hervor. Indiziert ist die Prophylaxe mit CGRP-Antikörpern bei Erwachsenen mit einer episodischen Migräne (EM) mit mindestens vier Migräne-Tagen/Monat und einer chronischen Migräne (CM) mit ≥ 15 Kopfschmerz-Tagen (inkl. ≥ 8 Migräne-Tagen) pro Monat. „Etwa 25 % bis 30 % aller Patienten, die unter Migräne leiden, haben so häufige und schwere Attacken, dass sie eine Migräne-Prophylaxe benötigen“, so Gaul. Diese wird aktuell bevorzugt bei Patienten eingesetzt, bei denen die bisher zugelassenen Prophylaktika nicht wirksam waren oder nicht vertragen wurden, oder bei denen entsprechende Kontraindikationen vorliegen. Die CGRP-Antikörper-Therapie ist nebenwirkungsarm, betonte der Experte, die Dropout-Raten in den klinischen Studien lagen unter 5 %.
Der jüngste Vertreter Fremanezumab wird entweder einmal monatlich (225 mg) oder einmal alle drei Monate (675 mg) verabreicht und ist damit das einzige CGRP-Antikörper-Präparat mit einem flexiblen Injektionsintervall. Bei hohen Ansprechraten konnten in den Studien die monatlichen Migräne-Tage sowohl bei der EM als auch bei der CM signifikant reduziert werden. „Die Erwartungen sind hoch“, so Gaul, „dass die CGRP-Antikörper aufgrund ihres spezifischen Wirkansatzes uns einen Schritt weiter in die Richtung einer patientengerechteren Migräne-Prophylaxe bringen“. NM