Ausgewertet wurde das South Korean National Health Insurance Service (2002–2013) mit 1 025 340 Datensätzen. Eine Stichprobe von 5562 Personen (ca. 72% weiblich) erfüllten das Einschlusskriterium, an einer Demenz erkrankt zu sein (Morbus Alzheimer: 33,1%, andere Demenzen: 38,5%, gemischte Demenzen: 28,4%). Ihnen wurden alters- und geschlechtsgematcht 5562 nicht-demente Personen gegenübergestellt.
In der Gruppe der Demenzformen bestand nach dem Charlson Comorbidity Index eine höhere Prävalenz an komorbiden Krankheiten (CCI-Score: 3,65 vs. 1,51). Zerebrovaskuläre Erkrankungen, Depression, Delirium, alkoholbedingte Verhaltensprobleme, Schizophrenie und andere psychotische Erkrankungen waren bei den Fällen jeweils mehr als dreimal häufiger als bei den Kontrollen. Die Prävalenz eines Bluthochdrucks als häufigste Komorbidität in beiden Gruppen war ebenfalls bei den Demenzkranken deutlich höher (66,6% vs. 48,6%).
Es fanden sich in der Demenzgruppe wie erwartet deutlich häufiger Mehrfachmedikationen (durchschnittlich 2,54 vs. 1,75 Medikamente/ Tag in den letzten zwei Jahren vor der Demenzdiagnose). Eine Polypharmazie war bei ihnen 1,7-mal häufiger (18,8% vs. 10,8%). Den Betroffenen waren auch häufiger potenziell ungeeignete Medikamente (potentially inappropriate medications, PIM) wie Benzodiazepine, Anticholinergka und H2-Rezeptorantagonisten verordnet worden (Odds Ratio: 1,5–2,0).
In der univariaten Analyse nahm die Wahrscheinlichkeit für eine neu diagnostizierte Demenz signifikant mit der Anzahl der verschriebenen Medikamente zu: Gegenüber Patienten ohne Medikamenteneinnahme lag die Odds Ratio (OR) bei 1 bis 4 Pharmaka bei 1,72 (95%- KI: 1,56–1,88). Sie stieg bei 5 bis 9 Medikamenten auf 2,64 (95%-KI: 2,32–3,05) und bei ≥ 10 Medikamenten auf 3,35 (95%-KI: 2,38– 4,71).
Univariat war die Demenzgefahr außerdem signifikant erhöht bei vielen komorbiden Erkrankungen (Hypertonus, Gefäßkrankheiten, Herzinsuffizienz, Diabetes, COPD, Depression etc.; je p < 0,001) sowie mit zunehmender Einnahmedauer der PIM. Die Beziehung zwischen Polypharmazie und Demenzrisiko wurde durch die Einberechnung dieser Komorbiditäten und der PIM in der multiplen Regressionsanalyse geschwächt, blieb aber mit Signifikanz bestehen. JL
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