Enzyminduzierende Antiepileptika

Neuro-Depesche 4/2018

CAVE: Netzhaut- und Nierengefäße leiden

Die bei vielen Patienten notwendige antiepileptische Langzeittherapie kann die Atherosklerose großer Gefäße fördern. Eine taiwanische Arbeitsgruppe fand jetzt auch eine erhöhte Rate mikroangiopathischer Veränderungen in Netzhaut und Niere.

120 Epilepsie-Patienten (18–60 Jahre) erhielten seit durchschnittlich 17,8 Jahren in Monooder Kombinationstherapie Lamotrigin, Carbamazepin, Phenytoin, Valproat, Topiramat, Phenobarbital, Levetiracetam, Vigabatrin und Gabapentin. Die zur Bestimmung der Durchmesser der retinalen Arterien und Venen eingesetzte optische Kohärenztomographie (OCT) zeigte bei den Patienten gegenüber 40 gesunden Kontrollen eine signifikant stärkere Verengung der Retinalvenen (z. B. links: 86,2 vs. 88,3 μm; p = 0,001). Darüber hinaus ergab das Albumin/Kreatin-Verhältnis im Urin vermehrt mikrovaskuläre Nephropathien (Mikroalbuminurie- Rate > 30 g/mg: 11,7% vs. 0%).
Regressionsanalytisch fanden sich für die Retinalvenen-Verengung als mögliche Risikofaktoren die Dauer der Antiepileptika (AED)- Gabe (p = 0,001) bzw. der Therapie mit enzyminduzierenden AED (Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital) (p < 0,001) sowie hohe Kreatinin-Serumwerte (p = 0,005). Zur Mikroalbuminurie schienen vor allem erhöhte Konzentrationen an Triglyzeriden (p = 0,001) und hochsensitivem C-reaktiven Protein (p = 0,023) beizutragen.
Dass gerade die Dauertherapie mit enzyminduzierenden AED mit einem erhöhten Risiko für mikrovaskuläre Schäden an Retina und Niere einhergeht, sollte den Autoren zufolge im klinuschen Alltag durchaus die AED-Wahl beeinflussen. HL
Quelle:

Chen NC et al.: Risk of microangiopathy in patients with epilepsy under long-term antiepileptic drug therapy. Front Neurol 2018; 9: 113 [Epub 12. März.; doi: 10.3389/fneur.2018.00113]

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