Höhere Mortalität bei pathologischen Kaliumwerten

Neuro-Depesche 9/2018

CAVE: Komedikation Antipsychotika + Diuretika

Ob bei einer kombinierten Behandlung mit Antipsychotika und Diuretika zwischen dem Kalium-Serumspiegel und der Mortalität ein Zusammenhang besteht, stand im Fokus einer Kohortenstudie. Es zeigte sich, dass sowohl eine Hyper- als auch eine Hypokaliämie und hochnormale Kalium-Werte mit einer signifkant erhöhten Gesamtmortalität assoziiert sind. Spielte das verwendete Antipsychotikum dabei eine Rolle?

Im Danish National Patient Register wurden Patienten identifiziert, die zwischen 1995 und 2012 sowohl Antipsychotika als auch Diuretika erhalten hatten, und bei denen über 90 Tage die Kalium-Serumspiegel bestimmt worden waren. Eine Hypokaliämie lag bei Serumspiegel ≤ 3,5 mmol/l vor, eine Hyperkaliämie bei > 5,0 mmol/l. Als normal galten Spiegel mit den in verschiedene Spannen eingeteilten Werten 3,6–3,8, 3,9–4,1 und 4,2–4,4 sowie als hochnormal 4,5–4,7 und 4,8–5,0 mmol/l. Die Antipsychotika wurden gemäß ihres Risikos einer QTc-Verlängerung in unbekannt, mild, moderat und schwer eingeteilt: Zuclopenthixol (unbekannt/mild), Flupentixol (mild), Levomepromazin (moderat) und Quetiapin (moderat/ schwer). Studienendpunkt war die Gesamtmortalität nach sechs Monaten.
Bei 10,9% der 4396 Frauen und 2333 Männer wurde eine Hypokaliämie und bei 4,9% eine Hyperkaliämie festgestellt. Die Gesamtmortalitätsrate lag bei 380 pro 1000 Patientenjahren. Sie war in der Kaplan-Meier-Analyse mit den Kalium-Werten assoziiert.
Im Vergleich zu Patienten mit dem Kalium-Serumreferenzwert (4,2–4,4 mmol/l) wiesen Patienten mit einer Hyperkaliämie eine erhöhte Mortalitätsrate auf (Hazard Ratio [HR]: 2,83; 95%-KI: 2,26–3,55). Bei einer Hypokaliämie war das Risiko um 58% erhöht (HR: 1,58; 95%-KI: 1,28–1,94) und bei den hochnormalen Kalium-Serumspiegeln von 4,5–4,7 mmol/l um 44% (HR: 1,44; 95%-KI: 1,19–1,75) und von 4,8–5,0 mmol/l um 58%. (HR: 1,58; 95%-KI: 1,24–2,01).
Interessanterweise und wider Erwarten zeigte dieses nach sechs Monaten erhöhte Mortalitätsrisiko keine signifikante Abhängigkeit vom verabreichten Antipsychotikum (p = 0,06 für die Wechselwirkung). Verantwortlich war also der Kalium-Spiegel in Verbindung mit dem Antipsychotikum und nicht das Antipsychotikum per se. Wie die Autoren betonen, sollte der Arzt bei Patienten, die sowohl Antipsychotika als auch Diuretika erhalten, nicht nur bei einer Hyperkaliämie alarmiert sein, sondern auch bei Werten im oberen Normbereich. Ein Monitoring der Kalium-Serumwerte sollte deshalb bei diesen Patienten ebenso zur Routine gehören wie ein EKG. GS
Kommentar

Einige Antipsychotika induzieren eine Verlängerung des herzfrequenzkorrigierten OT-Intervalls (QTc), die in seltenen Fällen lebensbedrohliche polymorphe ventrikuläre Tachyarrhythmien, Torsade de pointes (TdP), und Herzstillstand zur Folge haben. Und aufgrund der hohen Komorbidität an kardiovaskulären Erkrankungen wie Hypertonie oder Herzinsuffizienz benötigen die Patienten oft zusätzlich Diuretika, die zu Elektrolytverschiebungen einschließlich Hypokaliämien führen könnern. Eine solche Komedikation erhöht also generell das Risiko für kardiale Arrhythmien. Deshalb ist gerade bei der Kombination von Diuretika mit Antipsychotika, die die QTc-Zeit verlängern, Vorsicht geboten, insbesondere wenn eine Hypokaliämie oder andere Risikofaktoren für TdP vorliegen.

Quelle:

Marcussen M et al.: Abnormal serum potassium levels and 6-month all-cause mortality ... Eur Neuropsychopharmacol 2018; [Epub 14. Juli; doi.org/10.1016/j.euroneuro.2018.06.008]

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