Längsschnittstudie über fünf Jahre

Neuro-Depesche 11-12/2018

CAVE: ICD bei der Hälfte der Patienten

Zertifizierte Fortbildung

Bei Patienten mit langjährig bestehender Parkinson-Erkrankung können sich Impulskontrollstörungen (ICD) einstellen – insbesondere unter der Therapie mit einigen Dopaminagonisten (DA) wie Pramipexol. Jetzt untersuchte die DIGPD Study Group die ICD-Inzidenz in Abhängigkeit von der Dosis der dopaminergen Therapie in einer Längsschnittstudie. Über fünf Jahre stieg die ICD-Prävalenz massiv an.

Unter 411 Patienten (Durchschnittsalter 62,3 Jahre; 40,6% Frauen, durchschnittliche Nachbeobachtungsdauer 3,3 Jahre) hatten 356 (86,6%) seit Krankheitsbeginn mindestens einmal einen DA eingenommen. Fast alle (93,7%) standen in den letzten zwölf Monaten unter einer dopaminergen Therapie. 20,2% der Patienten nahmen L-Dopa allein und 29,4% einen DA allein, 44,0% beides.
Unter den 306 Patienten ohne ICD zu Baseline betrug die kumulative Fünfjahres-Inzidenz an ICD 46,1%. Sie lag bei den jemals mit DA-Behandelten bei 51,5% und bei den „Never users“ bei 12,4%. Die Betroffenen war u. a. jünger und länger erkrankt. Die ICD-Prävalenz stieg von 19,7% zu Baseline auf 32,8% nach fünf Jahren und war ebenfalls assoziiert mit den DA: Die Prävalenz-Verhältnisrate betrug vs. den niemals mit DA behandelten Patienten 4,23 und vs. den Patienten ohne DA in den letzten 12 Monaten 2,23.
Außerdem standen die über die Lebenszeit gemittelte DA-Tagesdosis und die-Behandlungsdauer in einem unabhängigen, signifikanten Zusammenhang mit den ICD. Die für die L-Dopa durchgeführten Analysen ergaben dagegen keine maßgebliche Assoziation mit den DA.
Wie die Autoren anmerken, gingen die ICD nach Absetzen der DA bei 30 Patienten zunehmend zurück, waren nach einem Jahr bei 50% der Patienten nicht mehr diagnostizierbar. JL
Kommentar

Die Erkenntnisse aus dieser Studie bestätigen weitestgehende die Studienlage und die klinischen Erfahrungen. Angesichts der hohen kumulativen ICD-Inzidenz über fünf Jahre von 46% sollten Parkinson-Patienten regelmäßig auf Symptome der ICD untersucht werden. Für den Behandlungsalltag sollten, so die Autoren, spezifische ICD-Screening-Instrumente entwickelt werden..



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Corvol JC et al. für die DIGPD Study Group: Longitudinal analysis of impulse control disorders in Parkinson disease. Neurology 2018; 91(3): e189-e201 [Epub 20. Juni; doi: 10.1212/WNL.0000000000005816]

ICD-Codes: G20

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