Neuro-Depesche 5/2016

CAVE: Gingiviahyperplasie unter Antiepileptika

Eine Hyperplasie des Zahnfleisches ist eine bekannte Nebenwirkung unter einer fortgesetzten Therapie mit Phenytoin, kommt allerdings auch unter anderen Antiepileptika vor. Wie häufig diese Komplikation unter Phenytoin, Valproat und Carbamazepin bei Kindern im Praxisalltag ist, untersuchte jetzt eine indische Forschergruppe.

Drei Gruppen von jeweils 30 Kindern im Alter von 13,16 ± 2,44 Jahren, die Phenytoin, Valproat und Carbamazepin als Monotherapie erhielten, wurden nach drei und sechs Monate nachuntersucht.
Phenytoin hatte eine Gingiviahyperplasie innerhalb von drei (und auch sechs) Monaten bei 16 der 30 Kinder (53,6%) induziert. Deren Schwere war mehrheitlich (68,75%) gering ausgeprägt. Unter Valproat kam es ebenfalls zu – deutlich leichter ausgeprägten – Hyperplasiezeichen, doch lediglich bei zwei Patienten und damit bei einem nicht signifikanten Anteil des Kollektivs. Unter Carbamazepin wurden dagegen keine Zeichen einer Hyperplasie festgestellt.
Die Hyperplasie des Zahnfleisches trat generell häufiger auf der bukkalen Seite, im vorderen Zahnsegment und im unteren Zahnbogen auf. Die „Taschensondierungstiefe“ war positiv mit dem Zahnfleichwachstum korreliert (p < 0,05). Wider Erwarten kein signifikanter Zusammenhang fand sich mit Vorliegen von Zahnbelegen, Zahnfleischentzündungen oder -blutungen.
Fazit: Hinsichtlich einer Gingiviahyperplasie bleibt Phenytoin bei Kindern mit einer hohen Inzidenz von mehr als 50% innerhalb von nur drei Monaten das Antiepileptikum mit dem größten Risiko. Zahnbelege erwiesen sich nicht als fördernder Risikofaktor, wohl aber tiefe Taschen. Während Valproat über sechs Monate mit einem deutlich niedrigeren, aber keineswegs bei Null liegenden Risiko verbunden war, kann Carbamazepin diesbezüglich als sicheres Medikament eingeordnet werden. JL
Quelle:

Suneja B et al.: A clinical evaluation of gingival overgrowth in children on antiepileptic drug therapy. J Clin Diagn Res 2016;10(1): ZC32-6 [Epub 1. Jan,; doi: 10.7860/JCDR/2016/16443.7069]

ICD-Codes: K06.1

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