Einschlussbedingung war eine
Migräne-Diagnose nach ICHD-3-beta, ≥ 3 monatliche Migränetage (MHD) in den letzten drei Monaten, ≥ 1 MHD in den letzten 30 Tagen und die Einnahme von Akutmedikationen. Ein ‚Acute medication overuse‘ (AMO) war nach ICHD-3-beta definiert als Einnahme jeglicher Schmerzmittel an ≥ 15 bzw.
Migräne-spezifischer Analgetika wie Triptane etc. an ≥ 10 Tagen/Monat.
Die 13 649 auswertbaren Teilnehmer waren durchschnittlich 43,4 Jahre alt, überwiegend weiblich (72,9%) und weiß (81,9%). Insgesamt erfüllten 2107 (15,4%) die AMO-Kriterien. Dies waren u. a. häufiger männlich (29,5% vs. 26,6%), älter (45,8 vs. 43,0 Jahre), verheiratet (58,6% vs. 54,3%) und übergewichtig (BMI: 28,9 vs. 28,1). Sie litten auch häufiger unter psychischen Problemen wie Depression/Angst (39,5% vs. 20,2%) und rauchten häufiger (18,5% vs. 10,0%). Gegenüber den Patienten ohne AMO hatten die Betroffenen eine signifikant (je p < 0,001) höhere Rate an Einnahme von Triptanen (31,3% vs. 14,2%), Opioiden (23,8% vs. 8,0%), Barbituraten (7,8% vs. 2,7%) und Ergotaminen (3,1% vs. 0,6%) sowie eine signifikant geringere Einnahme-Rate an NSAID (63,3% vs. 69,8%).
Wie erwartet erfuhren die Patienten mit AMO deutlich (je p < 0,001) mehr MHD (12,9 vs. 4,3), nach der Migraine Symptom Severity Scale (MSSS), schwerere Symptome (17,8 vs. 16,4) und nach VAS (0–10) stärkere Kopfschmerzen (7,4 vs. 6,5). Sie litten außerdem nach der Allodynia Symptom Checklist häufiger an einer interiktalen kutanen Allodynie als
die Patienten ohne den AMO (53,7% vs. 37,5%).
Adjustiert auf die MHD war das Risiko für einen AMO in der Regressionsanalyse deutlich erhöht bei Patienten höheren Alters (Odds Ratio für jedes zusätzliche Jahr: 1,02); bei Verheirateten (OR: 1,19) und Rauchern (OR: 1,54) sowie beim Vorliegen psychischer Symptome (OR: 1,62), einer kutanen Allodynie (OR: 1,22), schwerer Migränesymptome (OR: 1,06) und einer hohen Kopfschmerzintensität (OR 1,27).
Die Geschlechterstratifizierung ergab kaum Unterschiede, außer dass ein AMO bei Männern unerwarteterweise häufiger war als bei Frauen (OR: 1,32) und eine kutane Allodynie das AMO-Risiko nur bei Männern signifikant erhöhte (+61%), nicht bei Frauen (+8%). HL