Kognitiv beeinträchtigte Ältere

Neuro-Depesche 6/2012

CAVE: Benzodiazepin-Kombinationen wirken verheerend

Auch bei älteren Menschen, die bereits kognitiv beeinträchtigt oder an Demenz erkrankt sind, werden psychotrope Pharmaka wie Benzodiazepine noch häufig ­symp­tomatisch eingesetzt, obwohl sie die Kognition weiter verschlechtern können. Wissenschaftler der Universität Turku untersuchten die Effekte nun in einer Bevölkerungsstichprobe Älterer.

Im finnischen Lieto wurde die Längsschnittstudie mit anfänglich mindestens 65 Jahre alten, meist noch selbstständig lebenden Personen durchgeführt. In zwei Phasen (1990–1991 und 1998–1999) wurde der Einsatz von Psychotropika (Benzodiazepine oder ähnliche Wirkstoffe, Antipsychotika oder Antidepressiva), von Opioiden, anticholinerg wirkenden Medikamenten, Antiepileptika oder Kombinationen der Medikamentenklassen erfasst. Dann wurde das Risiko einer kognitiven Leistungsminderung nach dem MMST ermittelt. 52 kognitiv eingeschränkte Personen mit einem MMST-Wert von 0–23, durchschnittlich 20,0 Punkten (1990–1991), stellten die Indexfälle dar. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug 7,6 Jahre.

In der Gesamtgruppe verschlechterte sich der MMST-Wert um 2,1 auf 17,9 Punkte. Im Durchschnitt wurden von jedem Patienten regelmäßig 2,8 Medikamente eingenommen. Die Einnahme von Benzodiazepinen oder anderen psychotropen Medikamenten stand bei den Patienten $ 75 Jahre (58%) mit einem größerem kognitiven Abbau in Verbindung als bei den übrigen nicht medikamentös Behandelten (MMST-Abnahme: -8,6 vs. -3,3 und -5,9 vs. -2,7 Punkte in Phase I bzw. II; p = 0.015 bzw. 0.002).

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Fazit
?! Eine Kausalität ist naturgemäß nicht nachweisbar, doch die Studie legt nahe, dass die Einnahme von Benzodiazepinen oder anderen psychotropen bzw. ZNS-wirksamen Medikamenten ein unabhängiger Risikofaktor für eine steile Abnahme der bereits vorgeschädigten Kognition älterer Menschen ist. Gerade Kombinationen unter Einschluss von Benzodiazepinen scheinen sich mit einer dramatischen Verschlechterung im Bereich von mehr als zehn MMST-Punkten verheerend auszuwirken. Dies spricht einmal mehr dafür, die Medikation älterer Menschen sorgfältig zu wählen und u. a. Anticholinergika möglichst zu vermeiden.

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