Messung der Pulswellengeschwindigkeit

Neuro-Depesche 1-2/2017

CAVE: Atypika könnten die Arterien versteifen

Die Therapie bipolar und schizophren erkrankter Patienten mit Atypika kann bekanntlich metabolische Nebenwirkungen haben und die Arteriosklerose fördern. Nun untersuchten türkische Wissenschaftler durch eine Messung der Pulswellengeschwindigkeit, ob Atypika zu einer Verhärtung der Arterienwände beitragen können.

Rekrutiert wurden 56 Patienten mit Schizophrenie (n =17) oder bipolarer Erkrankung (n = 39), die mindestens sechs Monate mit den Atypika Quetiapin (n = 15; 200–800 mg/d), Risperidon (n = 13; 2–6 mg/d), Olanzapin (n = 15; 5–20 mg/d) oder Aripiprazol (n = 13; 10–30 mg/d) behandelt wurden, und 40 gesunde Kontrollen. Ausschlusskriterium waren Krankheiten, die eine Verhärtung der Arterienwände verursachen können. Alle unterzogen sich einem EKG/EMG und einer photo-plethysmographischen Messung zur Berechnung der Pulswellengeschwindigkeit (pulse wave velocity, PWV). Durchschnittsalter (ca. 37 Jahre), Geschlechterverteilung, BMI und Blutdruck waren vergleichbar. Der (vaskuläre) Framingham Risk Score (FRS) war bei den Patienten etwas ungünstiger.
Die PWV fiel in der Antipsychotika-behandelten Patientengruppe signifikant größer aus als bei den Kontrollen (4,91 vs. 4,73 cm/s; p = 0,048). Die Spanne zwischen den Wirkstoffen lag zwischen 4,80 (Aripiprazol) und 5,00 (Quetiapin), doch die Unterschiede waren nicht signifikant. Auch die Pulswellenlaufzeit war – zumindest tendenziell – bei den Patienten schneller.
Fazit: Patienten mit Schizophrenie oder bipolarer Störung könnten zu einer Verhärtung der Arterienwände neigen. Diese gilt als ein Risikofaktor für Arteriosklerose und wichtiger Indikator für kardiovaskuläre Erkrankungen. Die zugegeben kleine Studie legt nahe, dass die Therapie mit Atypika diesen Prozess verstärken könnte – erneut ein Hinweis, dass Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen, die ja eine deutlich erhöhte Morbidität und Mortalität aufweisen, unbedingt auch körpermedizinisch gut betreut werden müssen. HL
Quelle:

Findikli E et al.: Arterial stiffness in patients taking second-generation antipsychotics. Clin Psychopharmacol Neurosci 2016; 14(4): 365-70

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