Behandlung partieller und sekundär generalisierter Anfälle

Neuro-Depesche 4/2000

Carbamazepin von neuer Alternative übertroffen?

Oxcarbazepin ist ein neues Antiepileptikum, welches chemisch ein Ketoanalogon des Carbamazepins darstellt. In der Wirkung ist Oxcarbazepin den bisherigen Antiepileptika der ersten Wahl (VPA, CBZ, PHT) mindestens ebenbürtig. Darüber hinaus geht die Substanz mit weniger Nebenwirkungen einher, ist für den Einsatz von Polytherapie geeigneter und ruft möglicherweise weniger Nebenwirkungen hervor.

Oxcarbazepin ist eine neutrale lipophile Zusammensetzung mit geringer Wasserlöslichkeit. Zu seiner antiepileptischen Wirkung trägt vermutlich eine Blockade der spannungssensitiven Natriumkanäle bei. Oxcarbazepin wird in seinen Hauptmetaboliten MHD, ein 10-Monohydroxyderivat und zu geringerem Anteil in ein Dihydroxyderivat (DHD) umgewandelt. 96% des Oxcarbazepins werden über die Nieren ausgeschieden, 83% als MDH, 4 bis 7% als DHD und 0,3 bis 3% unverändert. Die Dosis ist daher bei Niereninsuffizienz und älteren Patienten, nicht jedoch bei Lebererkrankungen anzupassen. Oxcarbazepin besitzt kein Autoinduktionspotential.Dies hat zur Konsequenz, dass der Austausch von Carbamazepin durch Oxcarbazepin Spiegelerhöhungen anderer Antiepileptika wie Phenytoin, Phenobarbital oder Valproinsäure nach sich ziehen kann, da es kaum zur Enzyminduktion kommt, was aber therapeutisch durchaus sinnvoll sein kann. In mehreren kontrollierten Untersuchungen zeigte sich Oxcarbazepin in der Behandlung fokaler und sekundär generalisierter Anfälle Carbamazepin ebenbürtig. Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit nahmen bei einigen von Carbamazepin auf Oxcarbazepin umgestellten Patienten zu. Als Nebenwirkungen traten Exantheme, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Benommenheit und Ataxie auf, wobei Oxcarbazepin im Vergleich mit Carbamazepin fast durchgehend besser abschnitt. Die Raten der nebenwirkungsbedingten Therapieabbrüche waren somit niedriger. Zu beachten ist eine zumeist leichte und reversible Hyponatriämie, die mit hohen Dosen von täglich 25 bis 30 mg/kg KG Oxcarbazepin und rascher Auftitrierung wahrscheinlicher wird und die etwas häufiger als unter Carbamazepin auftritt. In der Mehrzahl der Fälle ist der Verlauf aber asymptomatisch. Nur etwa 25 bis 30% der Patienten mit allergischen Reaktionen auf Carbazepin zeigen diese auch auf Oxcarbazepin (Kreuzallergie), d.h. Oxcarbazepin stellt eine therapeutische Alternative für diejenigen Patienten dar, die auf Carbamazepin mit einer Allergie reagieren. Die Monotherapie bei Erwachsenen kann mit 300 bis 600 mg/d beginnen und langsam auf 900 bis 3.000 mg/d, verabreicht in zwei oder drei Einzeldosen, erhöht werden. Bei Kindern kann man mit täglich 10 mg/kg KG starten und die Dosis bis auf etwa 30 mg/kg KG/d anheben. Fazit: Aufgrund der mindestens ebenbürtigen Wirksamkeit, kombiniert mit der besseren Verträglichkeit im Vergleich zu bisherigen Antiepileptika der ersten Wahl, stellt die neue Substanz Oxcarbazepin eine gute und neue Alternative in der Behandlung fokaler Epilepsien dar. Oxcarbazepin besitzt das Potential zum neuen Goldstandard in der Behandlung dieser Epilepsien zu werden. Der Austausch mit Carbamazepin kann abrupt erfolgen. Die Erhaltungsdosis von Oxcarbazepin beträgt dabei die 1,5-fache Carbamazepin-Dosis, bei älteren Patienten die 1,2-fache.

Quelle: Tecoma, ES: Oxcarbazepine., Zeitschrift: EPILEPSIA, Ausgabe 40 (1999), Seiten: S37-46

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