Deutsche Hausärzte befragt

Neuro-Depesche 1-2/2019

Burnout bei jedem Dritten?

Studien aus verschiedenen europäischen Ländern zeigen unter Allgemeinmedizinern (GP) eine hohe Prävalenz von Burnout von 32 % bis 43 %. Aus Deutschland sind dazu jedoch nur wenige Daten vorhanden. Diese Lücke füllt jetzt eine Repräsentativ-Umfrage unter deutschen Hausärzten. Sie unterschied auch zwischen Ärzten in Einzel- und Gemeinschaftspraxen sowie nach angestellten und selbstständigen Ärzten.

Die Querschnittsumfrage richtete sich an ein deutsches Netzwerk von 185 Hausarztpraxen in Nordrhein-Westfalen. Um eine Burnout-Symptomatik zu erfassen, wurde die deutsche Version des Maslach Burnout Inventory (MBI) verwendet. Damit wurden die Dimensionen emotionale Erschöpfung (EE), Depersonalisierung (DP) und persönliche Leistungsfähigkeit. (PA) beurteilt.
Insgesamt antworteten 214 Hausärzte aus 129 Praxen. Das mediane Alter betrug 52 Jahre, 65,9 % waren Männer, und 24,8 % arbeiteten in Einzelpraxen. Unter allen Teilnehmern erzielten 73 (34,1 %) hohe Werte (≥ 22 bzw. ≥ 8) für EE und 62 (29,0 %) für DP sowie 46 (21,5 %) einen niedrigen PAWert (≤ 24). 16 Befragte (7,5 %) übertrafen die Grenzwerte in allen drei Dimensionen. Ein erhöhtes EE-Risiko lag vor allem vor bei den Frauen, den mit ihrer Arbeit Unzufriedenen, bei denen, die regelmäßig wenige (< 5) „stressregulierende Maßnahmen“ anwenden sowie bei denen, die eine schlechte Work-Life-Balance angeben.
Die Burnout-Prävalenz war in Gemeinschaftspraxen tendenziell höher als in Einzelpraxen (hoher EE-Wert: 37,9 % vs. 28,8 %, hoher DP-Wert 33,1 % vs. 18,9 %; niedriger PA-Wert: 22,8 % vs. 18,9 %). Hohe Werte in allen drei Dimensionen wiesen 8,9 % der Ärzte in Gruppenpraxen vs. 3,8 % der in der Einzelpraxis Arbeitenden auf. Außerdem waren die in einer Gemeinschaftspraxis nur angestellten Hausärzte/innen gegenüber den Inhabern stärker vom Burnout betroffen: Hier erfüllten 20,8 % vs. 6,8 % (p = 0,037) alle drei MBI-Dimensionen. HL
Kommentar

Etwa ein Drittel der befragten Hausärzte hatten eine klare Burnout-Symptomatik. Das höchste Risiko und damit den höchsten Präventionsbedarf zeigten in Gruppenpraxen angestellte, junge, weibliche und teilzeitbeschäftigte Ärzte. Die ICD-10 listet Burnout nicht als Krankheit auf, dies kann aber, wie die DGPPN empfiehlt, als „Zustand der vitalen Erschöpfung“ (Z73.0) kodiert werden. In einer randomisierten und kontrollierten Studie (Ireland et al., 2017) wurden übrigens Stress und Burnout bei Ärzten durch ein Achtsamkeitstraining signifikant reduziert..

Quelle:

Dreher A et al.: Prevalence of burnout among German general practitioners: Comparison of physicians working in solo and group practices. PLoS One 2019; 14(2): e0211223 [Epub 6. Feb.; doi: 10.1371/ journal.pone.0211223]

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x