Auch in diesem Jahr wurde der Kongress des European College of Neuropsychopharmacology (ECNP) seiner selbst gesetzten Aufgabe gerecht, den Besuchern die praktische Relevanz grundlegender neurowissenschaftlicher Entdeckungen zu vermitteln. Das komplette Programm umfasste mehr als 100 Themen, die von über 600 Experten referiert wurden, ergänzt durch 744 Poster.
Über die zellulären und molekularen Grundlagen von Lern- und Gedächtnisprozessen im Gehirn berichtete in einem Hauptvortrag Prof. Graham L. Collingridge, Bristol.
Lernen und Gedächtnis
Lernprozesse laufen an identifizierbaren Synapsen ab, an denen es zu einer anhaltend erhöhten Effizienz der Neurotransmission (Long-term potentiation, LTP) kommt. Initialer Schritt ist die Bindung von Glutamat an NMDA-Rezeptoren. Bei der Etablierung des Langzeitgedächtnisses verändern sich Anzahl und Aufbau der Synapsen und der dendritischen Verzweigungen. Dabei ist der Brain-derived-neurotrophic factor (BDNF) ein wichtiges Agens dafür, dass sich die funktionelle Veränderung (Verstärkung der Synapse) in eine strukturelle Veränderung (Neubildung von Synapsen) übersetzt. Regulationsstörungen in dem Prozess der LTP können an verschiedenen Erkrankungen beteiligt sein.
Suizidprävention bei bipolar Erkrankten
Das Suizidrisiko von bipolar erkrankten Patienten variiert in Abhängigkeit von der Krankheitsphase: In depressiven Episoden steigt die Inzidenz von Suizidversuchen um das 18-Fache, in gemischten Episoden sogar um das 37-Fache an, so Prof. Erkki T. Isometsä, Helsinki. Der Schlüssel zur Prävention bei bipolar erkrankten Patienten seien daher Therapien, die die Dauer dieser Hochrisikophasen verkürzen. Die anerkannt wirksamen Behandlungsmöglichkeiten werden allerdings in vielen Fällen nicht optimal ausgeschöpft, kritisierte Isometsä. Er betonte in Barcelona, dass das Augenmerk verstärkt auf Risikopatienten mit früheren Suizidversuchen und impulsiv-aggressivem Verhalten gelegt werden müsse.
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