Überblick zu Cannabis-basierten Therapien

Neuro-Depesche 7-8/2020

Breites Behandlungsspektrum

In Deutschland sind die Indikationen für den Einsatz Cannabis-basierter Therapien sehr unspezifisch formuliert. In einer US-Publikation wurde nun das Spektrum der Erkrankungen skizziert, bei denen sich Cannabis in der Erforschung befindet oder bereits therapeutisch eingesetzt wird.
Die Literaturrecherche ergab zum Cannabis-Einsatz folgende Erkrankungen bzw. Symptome: Alzheimer-Krankheit, amyotrophe Lateralsklerose, Autismus, Krebs und krebsbedingte Nebenwirkungen, epileptische Anfallsleiden, HIV, entzündliche Darmerkrankungen, MS, Übelkeit, Schmerzen, posttraumatische Belastungsstörung (PTSB) und in palliativer Situation.
Basierend auf den Studiendaten besteht die robusteste Evidenz bei Chemotherapie-bedingter/m Übelkeit bzw. Erbrechen, den beiden schweren Epilepsieformen Lennox-Gastaut-Syndrom und Dravet-Syndrom, MS-bedingter (schmerzhafter) Spastik sowie (chronischen) Schmerzen, besonders neuropathischer Art. Wie die Autoren hervorhoben, weisen viele Studien Schwächen auf und/oder haben inkonsistente Ergebnisse, sodass die Evidenz insgesamt bestenfalls moderat ist.
Angesicht der Vielzahl an eingesetzten Cannabis-basierten Therapien – mit CBD und/oder THC als Inhaltsstoff, als pflanzliches Cannabis sowie als spezielle Fertigarzneien wie Nabiximols – und der diversen Verabreichungsarten ist die Vergleichbarkeit stark eingeschränkt. Unabhängig vom Produkt wurden die Substanzen zur besseren Verträglichkeit zumeist schrittweise aufdosiert. Die Lektüre dieser als „Referenz für den Kliniker“ konzipierten umfangreichen Literaturauswertung kann sich lohnen. Es wurden Publikationen bis April 2019 berücksichtigt. HL
Quelle: Inglet S et al.: Clinical data for the use of cannabis-based treatments: a comprehensive … Ann Pharmacother 2020 [Epub 2. Juni; doi:10.1177/1060028020930189]

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