Behandlung der chronischen Sialorrhoe

Neuro-Depesche

BoNT/A ist medikamentöse Therapie der Wahl

Neurologische Erkrankungen gehen häufig mit Begleiterscheinungen einher, die die Lebensqualität der Betroffenen zusätzlich herabsetzen. Dazu gehört auch die chronische Sialorrhoe, die oft bei Patienten mit Morbus Parkinson, ALS, Schlaganfall oder Zerebralparese auftritt. Sie belasten die Patienten nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Welche Erfolge bei der chronischen Sialorrhoe mit dem Botulinum-Neurotoxin Typ A (BoNT/A) Incobotulinumtoxin erzielt werden, wurde auf einem Symposium der Firma Merz im Rahmen der Neurowoche im November 2018 diskutiert.

Das unwillkürliche Abfließen von Speichel aus dem Mund – durch insuffiziente oromotorische Fähigkeiten, verminderte zentralnervöse Kontrolle oder gestörte Schluckabläufe unabhängig von der Speichelmenge – sowie nasse Lippen und eine "feuchte Aussprache" bedeuten für die Betroffenen einen enormen Leidensdruck, erläuterte Prof. Rainer Laskawi, Göttingen, sowohl emotional als auch sozial. Je nach Erhebung leiden unter einer Sialorrhoe 10 % bis 84 % der Parkinson-Patienten. Neue Daten liefert eine aktuelle Befragung von 295 niedergelassenen Ärzten: Von insgesamt 352.319 Patienten (pro Quartal) werden 7.253 wegen einer Sialorrhoe behandelt. In allen Fachrichtungen bildeten die Parkinson-Patienten dabei die größte Gruppe, bei den Neurologen waren dies 45 %.

Bei einer Befragung von 97 Parkinson-Patienten, 58 % davon mit einer Sialorrhoe, gaben 52 % an, dass sie Gespräche vermeiden. 48 % berichteten über eingeschränkte Alltagsaktivitäten und 34 % über Beeinträchtigungen im öffentlichen Leben, so Laskawi in Berlin. Bei immerhin 80 % wird die Sialorrhoe (noch) nicht behandelt, obwohl die Beeinträchtigungen von den Ärzten durchaus wahrgenommen und bestätigt werden.

Wegen der vielfältigen Ursachen wird eine frühe interdisziplinäre Erstbeurteilung empfohlen, mit dem Ziel Grunderkrankung und die Pathophysiologie zu beschreiben. Liegt keine potenziell gefährliche Aspirationsneigung vor, ist die subjektive Beeinträchtigung der Patienten für die weitere Diagnostik und Therapie entscheidend, schilderte Prof. Wolfgang Jost, Wolfach. Für einzelne Behandlungsansätze gibt nur wenige belastbare Daten, betonte Jost, und keinen allgemeingültigen Therapiealgorithmus. Eine Zusammenfassung liefert die überarbeitete S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie e.V.: Medikamentöse Therapie der Wahl bei Hypersalivation ist hier die (Ultraschall-geleitete) Injektion von Botulinumtoxin in die großen Speicheldrüsen. Sie gilt als effektiv und gut verträglich.

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