2342 Schüler aus sechs Highschools in New York State unterzogen sich zwischen 2002 und 2004 nach Randomisierung einer Screeningmaßnahme über zwei Tage. Am ersten Tag wurden in der experimentellen Gruppe (n = 1172), nicht aber in der Kontrollgruppe (n = 1170) explizite Fragen zur Suizidalität gestellt. In der zweiten Umfrage zwei Tage später erhielten alle Schüler einen Bogen mit Fragen zu Suizidgedanken. Weder unmittelbar nach der Befragung noch in der Untersuchung zwei Tage später unterschieden sich die Teilnehmer beider Gruppen in ihren Distress-Werten. Die Durchschnittsscores der Adoleszentenversion des Profile of Mood States (POMS-A) betrugen 5,5 und 5,1 (experimentelle vs. Kontrollgruppe) in der ersten bzw. 4,3 und 3,9 in der zweiten Befragung. Auch die Rate an Personen mit depressiver Stimmung unterschieden sich zwischen den Gruppen nicht signifikant (13,3% vs. 11,0%). Mit Fragen zum Suizid konfrontierte Teilnehmer wiesen darüber hinaus keine signifikant größere Wahrscheinlichkeit auf, Suizidvorstellungen zu berichten als die nicht-exponierten Probanden (4,7% vs. 3,9%). Entgegen den Erwartungen hatten exponierte Hochrisiko-Personen, also solche mit Depression, Drogenproblemen oder früheren Suizidversuchen, sogar signifikant weniger Distress und Suizidgedanken als Hochrisiko-Personen der Kontrollgruppe angegeben.
Suizid-Prävention bei Jugendlichen
Neuro-Depesche 6/2005
Birgt vielleicht schon das Screening Gefahren?
US-amerikanische Kinder- und Jugendpsychiater untersuchten in einer randomisierten klinischen Studie, ob sich durch die Fragen nach psychiatrischen Symptomen und Suizidgedanken im Rahmen einer Screeningmaßnahme Affektlage, Distress und Suizidalität der jugendlichen Befragten zum Negativen ändern.
Quelle: Gould, MS: Evaluating latrogenic risk of youth suicide screening programs, Zeitschrift: JAMA : THE JOURNAL OF THE AMERICAN MEDICAL ASSOCIATION, Ausgabe 293 (2005), Seiten: 1635-1643