Eltern mit bipolarer Störung

Neuro-Depesche 4/2010

BIOS: Erkrankungsrisiko der Kinder geprüft

Als größter einzelner Risikofaktor für eine spätere bipolare Störung gilt eine Bipolar-Erkrankung der Eltern. Ob diese Kinder bereits im Vorschulalter ein höheres Risiko für psychiatrische Erkrankungen haben als die Nachkommen von Menschen ohne affektive Störung, stand im Mittelpunkt der Pittsburgher Bipolar Offspring Study (BIOS).

Insgesamt 121 Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren von 83 Eltern mit bipolarer Erkrankung wurden für die BIOS-Studie rekrutiert. Als Kontrollen dienten 102 Vorschulkinder von 65 demographisch vergleichbaren Eltern (29 ohne Bipolar-Störung, 36 ohne irgendeine psychiatrische Erkrankung). Untersucht wurden die Lebenszeitprävalenz psychiatrischer Erkrankungen nach DSM-IV sowie die Schwere depressiver und manischer Symptome.

Gegenüber den Kindern der Vergleichsgruppe wiesen die Kinder bipolar erkrankter Eltern eine signifikant höhere Lebenszeitprävalenz für jegliche Achse-I-Störung, für Verhaltensstörungen und eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperkativitätsstörung (ADHS) sowie für zwei oder mehr psychiatrische Erkrankungen insgesamt auf (p ≤ 0,05). Nach Adjustierung auf die jeweilige elterliche Psychopathologie lag vor allem bei den Kindern im Alter über vier Jahre gegenüber den Gesunden eine um den Faktor 8 (Odds Ratio: 8,17) höhere Lebenszeitprävalenz für eine ADHS vor (Prävalenz: 15,7 vs. 2,0%). Auch die Rate für oppositionelles Trotzverhalten war höher als in der Vergleichsgruppe; der Unterschied verfehlte jedoch die Signifikanz. Die erhöhten Prävalenzraten wa­ren unabhängig davon, ob die Eltern an einer Bipolar-I- oder -II-Störung litten.

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Fazit
?! In der BIOS-Studie wurden bei Kindern bipolar erkrankten Eltern im Vorschulalter häufiger unterschwellige manische und depressive Symptome beobachtet als bei Kindern von Eltern ohne Bipolar-Störung und sie wiesen u. a. ein stark erhöhtes ADHS-Risiko auf. Dass sich die Rate an einzelnen psychiatrischen Erkrankungen wie affektiven oder Angststörungen zwischen den beiden beiden Gruppen nicht wesentlich unterschied, könnte daran liegen, dass viele spezifische Symp­tome der Manie, Depression und Angst bei den Kindern noch nicht so ausgeprägt sind, und sich eher unspezifisch als Reizbarkeit, Impulsivität, Unaufmerksamkeit etc. zeigen. Jetzt ist ein Langzeit-Follow-up nötig, um zu klären, in welchem Ausmaß aus diesen Dispositionen erhöhte Risiken für manifeste affektive und andere psychiatrische Störungen erwachsen.

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