Soziale Netzwerke bei Psychose

Neuro-Depesche 12/2015

Bindungen vor allem zu Familienmitgliedern

In einem systemischen Review wurde die Größe von sozialen Netzwerken (SN) als Marker für die soziale Integration von Psychose- Patienten untersucht.

In einer Recherche wurden 23 relevante Publikationen gefunden, die verschiedene soziale Bindungen bzw. SN umfassten: Verwandte und angeheiratete Familienmitglieder, nicht verwandte Personen, Mitarbeiter, andere Patienten sowie verschiedene Ärzte, Sozialarbeiter, Lehrer, Pflegepersonal. Drei Arbeiten beschränkten sich ausschließlich auf die Anzahl der Freunde.
Die Angaben in den Studien variierten erheblich. So lag der Prozentsatz der Familienmitglieder/ Verwandten im Netzwerk zwischen 30% und 68,7%, der der Freunde zwischen 15,7% und 42,6%. Die gewichtete mittlere Größe betrug 11,7 Personen für das gesamte SN und 3,4 Personen für das Freundschaftsnetzwerk. Im Durchschnitt wurden 43,1% des gesamten Netzwerkes durch Familienmitglieder und nur 26,5% durch Freunde abgedeckt. Zwei Studien ergaben eine signifikante Assoziation zwischen kleineren sozialen Netzwerken und einer stärkeren Negativsymptomatik (p < 0,001).
Aufgrund unterschiedlicher Konzepte und Beurteilungsmethoden ließen sich die Studien nur schwer miteinander vergleichen, Überlappungen der Personenkreise nicht immer klären. Zudem wurde die Mehrzahl der Studien in einer Zeit durchgeführt, in denen Internet und soziale Medien noch nicht unser Alltagsleben bestimmten. Hier besteht Nachholbedarf, um speziell auf Psychose-Patienten zugeschnittene soziale Interventionen weiterzuentwickeln. GS
Kommentar

Bei Psychose-Patienten ist das SN deutlich kleiner als das Gesunder, und besteht ganz überwiegend aus Familienmitgliedern. Da dieser Personenkreis von einem funktionalen SN durch Hilfe bei der Bewältigung der Erkrankung, Krisen und sozialer Stressoren, Besserung von Wohlergehen und Lebensqualität profitieren, sollte deren Aufbau gezielt gefördert werden.

Quelle:

Palumbo C et al.: Social networks of patients with psychosis: a systematic review. BMC Research Notes 2015; 8: 560 (Epub: 12.Okt.; doi 10.1186/s13104- 015-1528-7)

ICD-Codes: F29

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