Aus der „Mother and Child Cohort Study“ (MoBa) lagen Daten von über 85 000 Kindern im Alter von drei bis zehn Jahren und ihren Müttern vor. Bei 270 Kindern (0,32%) wurde eine Erkrankung aus dem autistischen Formenkreis diagnostiziert (autistische Störung, Asperger-Syndrom, andere Entwicklungsstörung).
Etwa ein Drittel der Mütter hatte bereits vor der Konzeption Folsäure-Präparate eingenommen. Bis zur achten SSW stieg der Anteil auf rund 70%. Bei 0,10% der Kinder dieser Frauen entwickelte sich eine autistische Störung. Ohne Folsäure-Supplementation in der Frühschwangerschaft geschah dies etwa doppelt so häufig. Nach Berücksichtigung des Geburtsjahrgangs, des Bildungsgrades der Mutter und der Zahl der Schwangerschaften war das Autismus-Risiko bei Supplementation um 39% niedriger.
Beim Asperger-Syndrom gingen die Erkrankungszahlen durch die frühe Folsäure-Prophylaxe in ähnlichem Ausmaß zurück wie beim Autismus. Allerdings waren die Unterschiede hier wegen der geringeren Fallzahlen nicht signifikant. Auch bei den nicht näher bezeichneten tiefgreifenden Entwicklungsstörungen fand sich keine signifikante Assoziation mit der Folat-Einnahme.
Weil Frauen, die auf eine ausreichende Folat-Versorgung achteten, tendenziell sozioökonomisch besser gestellt waren und einen gesünderen Lebensstil pflegten, wurde eine Nahrungsergänzung mit Fischöl als Kontroll-Kondition gewählt. Diese war mit den gleichen parentalen Charakteristika assoziiert, wirkte sich aber im Gegensatz zur Folsäure-Supplementation nicht auf die Autismusrate aus. Offenbar war also tatsächlich die Folat-Einnahme der entscheidende Einflussfaktor. CW