Rituelles Leben

Neuro-Depesche 9/2000

Betelnuss-Kauen in ländlichen Gegenden Taiwans

Annähernd ein Zehntel der Weltbevölkerung, vor allem in Indien und Südostasien, kauen Betelnüsse. Die Droge hat über den Inhaltsstoff Arecolin cholinerge Wirkungen und erhöht den Speichelfluss, die Darmperistaltik, ist schweißtreibend, verlangsamt die Herzfrequenz und soll euphorisierend und stimulierend wirken.

Betelnuss-Kauen ist mit einem höheren Risiko an Tumoren im Mundbereich, oraler Leukoplakie und submuköser Fibrose verbunden und wird für die steigenden Mortalitätsraten an Karzinomen der Mundhöhle auf Taiwan verantwortlich gemacht. Oberschüler wurden in einer Querschnittsuntersuchung über ihre Gründe und Erfahrungen des Betelnuss-Kauens befragt. Von 2083 Befragten kauten 4 bis 5% gewohnheitsmäßig Betelnüsse. Von 84 Schülern aus einer Ureinwohner-Gegend waren es 30,1% und 21,7% hatten schon irgendwann einmal Betelnüsse gekaut. Über die Hälfte der ehemaligen und gewohnheitsmäßigen Betelnuss-Kauer wurden durch Freunde und Klassenkameraden zum ersten Ausprobieren bereits in der Grundschule beeinflusst. Als Grund wurde überwiegend Neugierde angegeben. Den Geschmack fanden beim ersten Mal nur 18,1% der ehemaligen, aber 50% der gewohnheitsmäßigen Betelnuss-Kauer gut, ein Gefühl von Wärme bekamen 38,9% bzw. 52,5%. Der überwiegende Teil der Befragten war der Meinung, dass sie selbst beim Wunsch nach der Droge von ihr nicht körperlich abhängig seien. In ländlichen Gegenden Taiwans wird die Betelnuss bei Feierlichkeiten und Hochzeiten den Gästen angeboten und spielt eine wichtige Rolle im rituellen Leben. Über 50% der Oberschüler aus dieser Region kauten die Droge beeinflusst durch ältere und gleichaltrige Schüler regelmäßig oder vorübergehend. Die Prävalenz gewohnheitsmäßigen Betelnuss-Kauens war hier sechs- bis siebenmal höher als in den anderen Gegenden. Der Konsum wird oft mit Zigaretten oder Alkohol kombiniert. (Zie)

Quelle: Ho, CS: Factors related to betel chewing among junior high school students in Taiwan, Zeitschrift: COMMUNITY DENTISTRY AND ORAL EPIDEMIOLOGY, Ausgabe 28 (2000), Seiten: 150-154

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