Erfolgreiche Therapie des Zwangs

Neuro-Depesche 1/2012

Bessern sich depressive Symptome von allein?

Bisher war unklar, inwieweit zusätzliche depressive Symptome einen Einfluss auf das therapeutische Ansprechen bei Patienten mit Zwangserkrankung haben und daher nach Möglichkeit gesondert behandelt werden sollten. Jetzt deutet eine niederländische Studie darauf hin, dass sich die Depression bei einer erfolgreichen Therapie der Zwangsstörung offenbar mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls bessert.

Die Wissenschaftler untersuchten die Zusammenhänge systematisch in einer Gruppe von 121 Patienten mit Zwangserkrankungen im Alter zwischen 19 und 64 Jahren, die im Rahmen zweier Studien ambulant 16 Sitzungen einer Psychotherapie (Verhaltenstherapie oder kognitive Therapie) absolvierten. Etwa die Hälfte erhielt zusätzlich eine Pharmakotherapie mit dem SSRI Fluvoxamin (bis zu 300 mg/d). Der durchschnittliche Wert des Beck's Depression Inventory (BDI) betrug 18,1, unter einer komorbiden manifesten Major Depression litten 21,5% der Teilnehmer. Der Nachbeobachtungszeitraum lag bei bis zu fünf Jahren.

Die Therapie führte in allen Gruppen zu einer signifikanten Reduktion der Zwangsschwere nach der Yale-Brown Obsessive–Compulsive Scale (Y-BOCS). Dabei war das Ansprechen von der initialen Schwere der Zwangssymp­tomatik abhängig. Der BDI-Durchschnittswert sank von 16,70–20,44 auf 10,59–12,73 Punkte. Der Rückgang der Depressivität wurde über den gesamten Follow-up-Zeitraum aufrechterhalten.

In keiner der untersuchten Parameter erwiesen sich komorbide depressive Symp­tome (als kontinuierliche Variable) oder eine manifeste Depression (als kategoriale Variable) über den gesamten Fünfjahreszeitraum als ein prädiktiver Faktor für die Veränderungen der Zwangssymptomatik und damit für das Behandlungsergebnis. Dies betraf auch die separate Analyse aller vier Behandlungsarme (Verhaltenstherapie oder kognitive Therapie mit und ohne SSRI). Umgekehrt betrachtet dagegen verbesserten sich die depressiven Symptome im Behandlungsverlauf parallel zur Besserung der Zwangssymptomatik nach Y-BOCS.

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Fazit
?! Viele Patienten mit Zwangserkrankungen leiden unter komorbiden psychiatrischen Krankheiten, außerordentlich häufig unter einer Major Depression. Diese Patienten zeigen besonders starke funktionelle Beeinträchtigungen und eine schlechte Lebensqualität. Da die Besserung der Zwangssymptomatik die Abnahme der komorbiden depressiven Symptome weitgehend prädizierte (nicht aber umkehrt), sollte die Behandlung auf die Besserung der Zwangssymptome fokussiert sein. Dies legt nicht zuletzt auch nahe, dass die depressiven Symptome eine Reaktion auf das schwierige Leben mit einer Zwangserkrankung darstellen.

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