Episodische und chronischen Migräne mit und ohne Aura

Neuro-Depesche 7-8/2022

Bei wem liegen hyperintense WM-Läsionen vor?

Bei Migräne-Patienten werden häufig hyperintense Läsionen der weißen Substanz (WM) nachgewiesen. Jetzt wurden deren Prävalenz und Lokalisation sowie mögliche Risikofaktoren bei Patienten mit episodischer oder chronischer Migräne untersucht.
Diese Querschnittsstudie umfasste 60 Patienten im Durchschnittsalter von 38,65 Jahre (83,3 % weiblich), die seit ca. elf Jahren an einer episodischen (EM; n = 52) oder chronischen Migräne (CM; n = 8) litten, und 30 gematchte gesunde Kontrollen. Menschen mit vaskulären Risikofaktoren waren ausgeschlossen.
 

 

Alter, Migräne-Dauer, CM …
In der Migräne-Gruppe lagen hyperintense WM-Läsionen im 3-Tesla-MRT des Gehirns bei 24 Patienten, aber nur bei sechs Kontrollen (40 % vs. 10 %; p < 0,013) vor. Sie fanden sich hauptsächlich in den Frontallappen (83,4 %), seltener in den Parietal- (50 %) und noch seltener in den Temporal- und Okzipitallappen (je 8,3 %), meist in beiden Hemisphären (70,8 %) und vor allem subkortikal (83,3 %).
Im Durchschnitt waren die Patienten mit WM-Läsionen signifikant älter (43,50 vs. 35,92 Jahre; p < 0,001) und länger erkrankt (14,54 vs. 8,58 Jahre; p < 0,002) als jene ohne WM-Läsionen. Sie litten unter häufigeren Migräne-Attacken (9,27 vs. 7,78 pro Monat; p < 0,020) und häufiger an einer CM als einer EM (75 % vs. 34,6 %; p < 0,030). Bei Patienten mit Aura waren die Läsionen häufiger (38,3 % vs. 29,2 %; p < 0,001). Weder die Schwere/ Dauer der Migräne-Attacken noch die prophylaktische Therapie waren mit der Prävalenz der WM-Läsionen signifikant korreliert.
Die Homocystein-Serumspiegel waren bei den Patienten mit WM-Läsionen ebenfalls erheblich und signifikant höher als bei den Patienten ohne WM-Läsionen (11,05 vs. 6,36; p < 0,006). Dies könnte u. a. für vermehrte endotheliale Läsionen bei den Betroffenen sprechen. HL
Fazit
Höheres Alter, längere Krankheitsdauer, häufige Attacken und hohe Homocystein- Serumspiegel waren in dieser Kohorte die Hauptrisikofaktoren für WM-Läsionen. Betroffen waren vor allem Patienten mit chronischer Migräne und solche mit einer Aura.
Quelle: Al-Hashel JY et a: Risk factors of white matter hyperintensities in migraine patients. BMC Neurol 2022; 22(1): 159 [Epub 29. April; doi: 10.1186/ s12883-022-02680-8]

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