Zur Überprüfung der Diagnosequalität bei Hirntumoren nach der internationalen Klassifikation der Krankheiten für die Onkologie (ICD-O) wurden 204 zufällig ausgesuchte Proben des "Connecticut Tumor Registry", des ältesten Krebsregisters der USA, von drei Neuropathologen ausgewertet. Ein erfahrener Nosologe übertrug umgekehrt die diagnostischen Zuordnungen entsprechend der ICD-O auf die ausgesuchten Fälle. Bei den drei Pathologen ergab sich eine Übereinstimmung in 81% aller primären Hirntumore. Die Konkordanzraten waren besonders hoch bei Tumoren der Nervenscheiden (89%) und der Hypophyse (95%) sowie bei Meningeomen (95%). Bei malignen Neubildungen waren die Übereinstimmungsraten dagegen sehr viel niedriger. Die ICD-O-Kodierung von malignen Tumoren war insbesondere bei Astrozytomen/Gliomen (52%) Oligodendrogliomen (40%) und Medulloblastomen (58%) gemischten Gliomen (0%) und nicht näher spezifizierten Neoplasmen (0%) unbefriedigend. Am häufigsten wurden von den Pathologen bei den Gliomen Alternativen zur ursprünglichen Diagnose angegeben. So lautete für Astrozytome und Glioblastome die häufigste Alternativdiagnose Oligodendrogliome (35%) und für Oligodendrogliome als häufigste Alternativdiagnose Astrozytome oder Glioblastome (42%). Dies ist insofern bedenklich, als dass sich die Behandlungen der jeweiligen Tumorarten mittlerweile nicht unwesentlich unterscheiden. (bk)
Diagnostik nach ICD-O
Neuro-Depesche 6/2004
Bei malignen Hirntumoren unbefriedigend
Von der histologischen Einordnung von Hirntumoren hängt die Entscheidung für das weitere therapeutische Vorgehen ab, aber auch epidemiologische Untersuchungen sind auf zuverlässige Daten angewiesen.
Quelle: Castillo, MS: Consistency of primary brain tumor diagnoses and codes in cancer surveillance systems, Zeitschrift: NEUROEPIDEMIOLOGY, Ausgabe 23 (2004), Seiten: 85-93