Patienten mit bipolarer Depression

Neuro-Depesche 4/2015

Bei komorbider Angst mehr Psychotherapie

Patienten mit bipolarer Depression und komorbider Angststörung weisen eine längere Erkrankungsdauer, stärkere Krankheitsschwere und oft eine schlechtere Therapieresponse auf als jene ohne diese Komorbidität. Inwieweit auch das Outcome nach einer Psychotherapie von Angsterkrankungen beeinflusst wird, stand im Fokus der Studie STEP-BD (Systematic Treatment Enhancement Program for Bipolar Disorder).

269 Bipolar-Patienten, davon 113 Frauen, wurden in diesen Teil von STEP-BD aufgenommen. 177 von ihnen hatten schon einmal unter einer komorbiden Angststörung gelitten. Zur Stimmungsstabilisierung nahmen die Patienten an bis zu 30 Sitzungen einer intensiven Psychotherapie teil. Zum Einsatz kamen die kognitive Verhaltenstherapie, die Interpersonelle Therapie unter Regulierung der sozialen Rhythmik (IP- /SRT) und eine familienfokussierte Therapie. Die Vergleichsoption war eine „kooperative Versorgung“ plus Pharmakotherapie.
Die Patienten mit einer Lebenszeitdiagnose einer Angststörung erholten sich mit Hilfe einer intensiven Psychotherapie deutlich häufiger als unter der kooperativen Versorgung (66% vs. 49%). Die Number needed to treat (NNT) lag bei 5,88, was einem leichten bis moderaten Effekt entspricht. Interessanterweise wurde bei den 92 Patienten ohne komorbide Angst zwischen Psychotherapie und kooperativer Versorgung im Outcome praktisch kein Unterschied festgestellt (64% vs. 62%; NNT: 50). Teilnehmer, die bislang nur an einer Angststörung erkrankt waren, profitierten erheblich stärker von der intensiven Psychotherapie als von der Vergleichskondition (Erholung: 84% bzw. 53%; NNT: 3,22). Waren dagegen bereits mehrere Angststörungen aufgetreten, ergab sich zwischen den beiden Behandlungsformen im Outcome Erholung kein maßgeblicher Unterschied (54% bzw. 46%; NNT 12,5). Vor allem Bipolar-Patienten mit komorbider Angststörung benötigen während der Behandlung ihrer akuten Depression eine zusätzliche Psychotherapie. GS
Quelle:

Deckersbach T et al.: Do comorbid anxiety disorders moderate the effects of psychotherapy for bipolar disorder? Results from STEP-BD. Am J Psychiatry 2014; 171: 178-86

ICD-Codes: F31.3

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