Sporadische CJK

Neuro-Depesche 3/2006

Bei Jüngeren schwer zu diagnostizieren

Die sporadische Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung (sCJK) tritt in der Regel erst im Alter von über 60 Jahren auf. Göttinger Fallberichte von 52 Patienten unter 50 Jahren (1993 bis 2003) ergaben eine veränderte Symptomatik und Neuropathologie gegenüber älteren sCJK-Patienten. Insbesondere die Häufigkeit und die Vielfalt der psychiatrischen Symptome sowie der verlängerte Krankheitsverlauf machen die Diagnose bei Jüngeren schwierig.

Die klinischen Symptome, meist beginnend mit einer Demenz, gefolgt von zerebellären und/oder extrapyramidalen Störungen, entwickeln sich bei den Jüngeren langsamer; psychische Symptome wie Depression und aggressives Verhalten sind bei über 80% der jüngeren Patienten anzutreffen. In dieser Hinsicht ähneln junge sCJK-Patienten den vCJK-Patienten, bei denen aber die Demenz im Primärstadium meist fehlt. Im EEG zeigen sie weniger häufig periodische Sharp-and-slow-wave-Komplexe (PSWC) und es finden sich in der MRT, verglichen mit dem klassischen Verlauf, weniger häufig hyperintense Läsionen der Basalganglien. Bei jüngeren sCJK-Patienten treten außerdem früher fokale neurologische Ausfälle auf. Die Bestimmung der 14-3-3- Proteine, derzeit einer der wichtigsten Tests bei gegründetem CJK-Verdacht, ist bei den Jüngeren zumeist positiv. In der Fallserie korrelierten im Übrigen verschiedene Genotypen (bzgl. Kodon 129 auf dem Prionprotein-Gen) mit unterschiedlichen Symptom-Mustern.Bei homozygoter MM-Variation standen anfänglich visuelle Störungen im Vordergrund, in der heterozygoten MV- und der homozygoten VV-Gruppe eine Demenz. Die drei Genotypen zeigten auch einen unterschiedlichen Verlauf: Sensorische Störungen, Halluzinationen und Paranoia dominierten das Krankheitsgeschehen in der MM-Gruppe, Kopfschmerzen wurden in der MV-Gruppe häufiger gesehen und bei den Patienten mit dem VV-Polymorphismus stand aggressives Verhalten im Vordergrund. (bk)

Quelle: Boesenberg, C: Clinical course in young patients with sporadic Creutzfeld-Jakob disease, Zeitschrift: ANNALS OF NEUROLOGY, Ausgabe 58 (2005), Seiten: 533-543

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