Patienten mit Panikstörung

Neuro-Depesche 11-12/2021

Behandlungserfolg bei pathologischen Sorgen verringert

Zertifizierte Fortbildung
Patienten mit Panikstörung werden in der Regel psychotherapeutisch oder medikamentös behandelt. In Südkorea wurde jetzt in einer retrospektiven Auswertung einer klinischen Kohorte nach Prädiktoren für eine Non-Response gesucht. Einen besonderen Stellenwert nahmen pathologische Sorgen ein.
Die südkoreanische Studie umfasste 335 Erwachsene mit Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie, von denen 244 medikamentös, zumeist mit SSRI wie Escitalopram (ESC), Paroxetin und Sertralin (durchschnittl. ESC-Äquivalenzdosis 9,97 ± 7,50 mg/d) und ggf. einem Benzodiazepin wie Alprazolam, Clonazepam und Diazepam behandelt wurden. Dem Vergleich dienten 418 gesunde Kontrollpersonen. Alle Teilnehmer wurden eingehend mit dem Penn State Worry Questionnaire (PSWQ) mit 16 Items, dem Early Trauma Inventory Self Report-Short Form (ETISR-SF) mit den vier Domänen allgemeines, körperliches, emotionales und sexuelles Trauma, der Panic Disorder Severity Scale (PDSS) und dem Anxiety Sensitivity Inventory - Revised (ASI-R) untersucht. Sekundäre depressive Symptome wurden mit dem Beck Depression Inventory (BDI) erfasst (Patienten mit Major Depression waren ausgeschlossen). Die Auswertung der Patienten erfolgte nach achtwöchiger und sechsmonatiger Pharmakotherapie.
 
Korrelationen mit dem PSWQ-Gesamtscore
Der PDSS-Gesamtscore nahm im Therapiezeitraum deutlich von 12,33 auf 9,89 und dann auf 8,85 Punkte ab. Wie erwartet fiel der PSWQ-Gesamtscore zu Studienbeginn bei den Patienten deutlich höher aus als bei den Kontrollen (52,73 vs. 38,64 Punkte, p < 0,001). Er war sowohl zu Studienbeginn als auch nach acht Wochen und nach sechs Monaten signifikant korreliert mit den ETISR-SF-Gesamt- und fast allen Domänen-Scores sowie den ASI-R-, BDI- und PDSS-Werten (je p < 0,001). Eine signifikante negative Assoziation bestand lediglich zwischen initialem PSWQ-Score und dem Patientenalter (p < 0,01).
Im Regressionsmodell waren die initialen Scores von PSWQ und BDI signifikant negativ mit dem Ansprechen auf die Pharmakotherapie nach sechs Monaten assoziiert (p = 0,018 bzw. p = 0,047). Insbesondere höhere PSWQ-Gesamt- scores verringerten die Wahrscheinlichkeit einer klinischen Response nach sechs Monaten (Odds Ratio: 0,930; 95 %-KI: 0,876 - 0,988).
Wider Erwarten war ein initial höherer Schweregrad der Panikstörung nach PDSS signifikant positiv mit einem Ansprechen assoziiert. Dies traf im Übrigen auch sehr deutlich auf ein höheres Einkommen der Patienten zu. JL
Fazit
Dies ist die erste Studie, die zeigt, dass pathologische Sorgen (vor der nächsten Attacke) bei Patienten mit Panikstörung zu einem schlechten Langzeit-Outcome beitragen können. Die Sorgen sollten also in der Therapie adressiert werden.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Kim HJ et al.: Pathological worry is related to poor long-term pharmacological treatment response in patients with panic disorder. Psychiatry Investig 2021; 18(9): 904-12

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