Therapeutische Lücken

Neuro-Depesche 4/2000

Bedarf es eines neuen Antiepileptikums?

Etablierte, klassische Antiepileptika wie Carbamazepin, Valproinsäure oder Phenytoin zeigen gute Erfolge in der Behandlung der Epilepsie; es bestehen jedoch noch erhebliche therapeutische Lücken, so z.B. bei den fokalen, den generalisierten symptomatischen Anfällen und dem Lennox-Gastaut-Syndrom. Außerdem begrenzen Nebenwirkungen dieser Medikamente ihre Anwendbarkeit. Daher besteht Bedarf an einem unproblematischeren Medikament.

Topiramat, ein Sulfamat-substituiertes Monosaccharid, ist ein strukturell neues Antiepileptikum. Die Ergebnisse in Add-on-Therapie bei therapierefraktären Patienten mit partiellen Anfällen aus sechs Studien und einer Untersuchung bei Kindern sowie bei Patienten mit primär generalisierten Anfällen zeigten jeweils bei etwa 40% der Patienten eine Anfallsreduktion von 50%. Auch bei einer Studie zum Lennox-Gastaut-Syndrom kam es in der Add-on-Therapie mit Topiramat zu einer statistisch signifikanten Reduktion der Anfälle. Als Nebenwirkungen kamen kognitive Störungen wie psychomotorische Verlangsamung des Sprechens und Denkens und Wortfindungsstörungen, Parästhesien und Gewichtsabnahme vor. Sie traten vor allem während der Titrationsphase auf und waren überwiegend passager. Die Nebenwirkungen lassen sich durch langsame Einstellung der Erhaltungsdosis, durch individuelle Dosisanpassung und durch Reduktion der Begleitmedikation verringern. Nach ersten Ergebnissen zum Einsatz von Topiramat in der Monotherapie bei neu diagnostizierten partiellen Anfällen liegt die Rate der Anfallsfreiheit im oberen Bereich der bisherigen Antiepileptika bei 200 mg/d bei einem Körpergewicht < 50 kg und 500 mg/d bei einem Körpergewicht >= 50 kg. Selbst bei einer niedrigen Dosis von 25 (< 50 kg Körpergewicht) bzw. 50 mg/d (>= 50 kg Körpergewicht) ließ sich immerhin eine Anfallsfreiheit von 39% erzielen. Die Nebenwirkungen hinsichtlich der kognitiven Störungen nahmen unter Monotherapie ab, während Parästhesien häufiger auftraten.

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x