Körperliche Probleme bei RLS-Patienten

Neuro-Depesche 4/2015

Basale Alltagsaktivitäten beeinträchtigt

Zertifizierte Fortbildung

RLS-Beschwerden können die Alltagsfähigkeiten der Betroffenen stark einschränken, insbesondere bei stärkerer Symptomausprägung. In einer großen niederländischen Studie wurde jetzt geprüft, mit welchen körperlichen/funktionellen Beeinträchtigungen subjektiver oder objektiver Art ein RLS bei älteren Menschen einhergeht.

5960 Teilnehmer der prospektiven bevölkerungsbasierten Rotterdam Studie an Menschen über 45 Jahren wurden mit einem Fragebogen zu dem Vorliegen von RLS-Symptomen befragt. Sie waren im Durchschnitt 67,2 Jahre alt und zu 57,5% Frauen. Ein RLS nach den Kriterien der International Restless Legs Syndrome Study Group (IRLSSG) 2003 bestand bei 13,7% (18,3% der Frauen und 7,5% der Männer).
Die körperlichen Fähigkeiten wurden mit verschiedenen Instrumenten untersucht. Die subjektiven Einschränkungen in den basalen und höheren Alltagsfähigkeiten (BADL bzw. IADL) wurden mit dem Stanford Health Assessment Questionnaire (SHAQ) bzw. mit der Skala Instrumental Activities of Daily Living (IADL) erfasst. Objektiv wurden die körperlichen Funktionen mit dem Steckbrett zur Feinmotorik (Purdue Pegboard Test) und einer elektronischen Erfassung der Gangqualität anhand von 30 räumlichzeitlichen Gangvariablen quantifiziert.
Alle Auswertungen waren adjustiert auf Alter, Geschlecht, Bildungsstatus, BMI, Alkohol-, Nikotin- und Kaffeekonsum sowie verschiedene Erkrankungen (Diabetes, Hochdruck, KHK, Niereninsuffizienz etc.) und Pharmakotherapien (Lipidsenker, RLS-Medikamente etc.)
Probleme mit den basalen Alltagsaktivitäten waren bei den RLS-Betroffenen deutlich stärker: Gegenüber den Personen ohne RLS ergab sich im SHAQ ein signifikanter Unterschied von 0,65 Punkten (Odds Ratio: 1,85). In den IADL betrug der Unterschied dagegen nur 0,28 Punkte (OR: 0,97). Die BADL waren besonders eingeschränkt bei jenen, die mindestens zweimal oder häufiger pro Woche an RLS-Beschwerden litten.
Interessanterweise schwächten sich die Zusammenhänge deutlich ab, wenn für die BADL die Schlafqualität (nach dem Pittsburgh Sleep Quality Index, PSQI) und für die IADL die depressiven Symptome (nach der Center for Epidemiologic Studies Depression scale, CES-D), die bei den RLS-Patienten jeweils ungünstigere Resultate ergeben hatten, berücksichtigt wurden.
In klarer Diskrepanz zu den subjektiven Bewertungen unterschieden sich die objektiven Parameter Feinmotorik im Steckbretttest und Gangauffälligkeiten zwischen den Gruppen mit und ohne ein RLS nicht signifikant. JL
KOMMENTAR

Ihre Alltagsbewältigung empfanden viele RLS-Patienten als beeinträchtigt. Offenbar können insbesondere schlechter Schlaf und depressive Symptome subjektiv vor allem die basalen, aber auch die höheren Alltagsfähigkeiten erheblich stören. Sie gezielt zu behandeln, könnte die Bewältigung täglicher Lebensanforderungen und damit die Lebensqualität der Patienten verbessern.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Hanewinckel R et al.: The impact of restless legs syndrome on physical functioning in a communitydwelling population of middle-aged and elderly people. Sleep Med. 2015: 16: 399-405

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