Inotersen und Patisiran bei hATTR

Neuro-Depesche 4/2020

Autonome Funktionsstörungen gebessert?

Patienten mit einer hereditären Transthyretin-Amyloidose (hATTR) leiden nicht nur unter einer progredienten peripheren Neuropathie, sondern wegen des Befalls sym-
pathischer und parasympathischer Nerven häufig auch unter autonomen Dysfunktionen. Können die beiden zur Behandlung der hATTR-Polyneuropathie zugelassenen Medikamente Inotersen und Patisiran auch diese Funktionsstörungen bessern?

 

Autonome Symptome bei hATTR-Patienten betreffen das Herz-Kreislauf-, Magen-Darm- und Urogenital-Systems mit orthostatischer Hypotonie, Gastroparese, Verstopfung, Durchfall, Blasenfunktionsstörungen und erektiler Dysfunktion bei Männern. Sie scheinen die Lebensqualität deutlich beeinflussen zu können, auch Patienten in einem frühen hATTR-Stadium ohne Gehbehinderungen.
In der Studie NEURO-TTR blieb der Score der modifizierten Neuropathy Impairment Score Plus 7-Skala (mNIS +7) im Inotersen-Arm bei 36 % der Patienten stabil, d. h., er veränderte sich definitionsgemäß nicht um 2 Punkte oder mehr. Zudem hatten 50 % der Patienten nach dem Score des Norfolk Quality of Life Questionnaire diabetic neuropathy (QOL‑DN) unter dem Antisense-Oligonukleotid nach 15 Monaten eine höhere Lebensqualität erreicht. In den auto-
nomen Unterdomänen von mNIS +7 und Norfolk QOL-DN ergaben sich tendenzielle Effekte von Inotersen. In einer Subgruppenanalyse verringerte Inotersen den Gewichtsverlust der Patienten tendenziell.
In der Studie APOLLO zeigten 74 % der Patienten unter dem RNAi-Therapeutikum Patisiran eine Stabilisierung der Neuropathie im mNIS +7, die hier als ein Anstieg von < 10 Punkten definiert war. Außerdem fand sich bei 51 % der Patienten nach Norfolk QOL-DN eine Verbesserung der Lebensqualität nach 18 Monaten. Nach dem Composite Autonomic Symptom Score (COMPASS-31) berichteten die Patienten der Patisiran-Gruppe eine verringerte Belastung durch autonome Dysfunktion. Dies sehen die Autoren als wichtige Besserungen an.
Kommentar
Unter Inotersen und Patisiran scheinen sich autonome Funktions­störungen zumindest teilweise zu bessern. Zur genaueren Beurteilung sollten jedoch spezielle Studien durchgeführt werden.
Quelle:

Conceição I: Novel RNA-targeted therapies for hereditary ATTR amyloidosis and their impact on the autonomic nervous system. Clin Auton Res 2019; 29(Suppl 1): 11-17

 

ICD-Codes: E85.1

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