Generalisierte Angststörung

Neuro-Depesche 2/2000

Aufmerksamkeit selektiv ausgerichtet

Eine Hypothese zum Auslösemechanismus der Angststörung bei Kindern und Erwachsenen besagt, dass eine Störung in der frühen visuellen Informationsverarbeitung vorliegt, nämlich in Form der Tendenz, aus der Flut der Reize, selektiv die bedrohlichen Stimuli herauszufiltern. Ein ähnlicher Zusammenhang wurde auch für depressive Patienten und mit Trauer verbundene Inhalte postuliert. Die vorliegende Studie ging der Frage nach der inhaltsspezifischen Ausrichtung der Aufmerksamkeit bei beiden Gruppen nach.

Bei 24 Kindern und Jugendlichen mit generalisierter Angststörung, 19 mit Depression und Angst sowie 24 gesunden Kontrollpersonen wurden die jeweiligen Reaktionszeiten auf die visuelle Darbietung neutraler sowie mit Bedrohung oder mit Traurigkeit verbundener Wörter gemessen. Außerdem maßen die britischen Forscher die Zeit, die benötigt wurde, um das Ersetzen eines der Wörter durch Punkte (die so genannte "dot probe") wahrzunehmen. Eine selektive Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf Angst auslösende Wörter konnte nur für die Patienten mit Angststörung nachgewiesen werden. Patienten mit beiden Störungen zeigten dagegen keine Tendenz, in besonderem Maße auf bestimmte Stimuli zu reagieren. Eine Erklärung dafür könnte die meist mit Depressionen einhergehende allgemeine kognitive Verlangsamung sein, welche die Effekte einer reizinhaltsspezifischen Erhöhung der Aufmerksamkeit möglicherweise maskiert. (DS)

Quelle: Taghavi, MR: Biases in visual attention in children and adolescents with clinical anxiety and mixed anxiety-depression, Zeitschrift: JOURNAL OF ABNORMAL CHILD PSYCHOLOGY, Ausgabe 27 (1999), Seiten: 215-223

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