Antidepressive Therapie

Neuro-Depesche 2/2002

Auf Zunahme des Körpergewichts achten!

Gewichtszunahmen können die Compliance bei Psychopharmakotherapie stark verschlechtern. In einer retrospektiven Analyse mehrerer Vergleichsstudien wurde untersucht, inwieweit sich die antidepressive Therapie mit dem dualserotonergen Nefazodon, diversen SSRI und dem TZA Imipramin auf das Körpergewicht auswirkt.

Dazu wurden die gepoolten Daten von sechs klinischen Vergleichsstudien analysiert - sechs zu Nefazodon (n = 523) versus SSRI (Fluoxetin, Sertralin, Paroxetin; n = 513) und drei zu Nefazodon (n = 225) versus Imipramin (n = 224). Alle Studien umfassten eine Akuttherapie von sechs oder achtwöchiger Dauer und eine Langzeitbehandlung über 14 bis 46 Wochen. Als klinisch relevant galt eine Gewichtszunahme von mindestens 7% des Körpergewichts zu irgendeinem Zeitpunkt der Therapie. In keiner der Studien ergab sich hinsichtlich der antidepressiven Wirksamkeit zwischen den einzelnen Substanzen ein signifikanter Unterschied. In der Akutbehandlungsphase verringerte sich bei 4,3% der mit SSRI und bei 1,7% der mit Nefazodon behandelten Patienten das Körpergewicht. Ganz anders verhielt es sich während der Langzeittherapie: Hier nahmen unter SSRI-Therapie mit 17,9% vs. 8,7% signifikant mehr Patienten an Gewicht zu als unter Nefazodon. Beim Vergleich gegenüber Imipramin zeigte sich bereits in der Akutphase ein signifikanter Unterschied zu Gunsten von Nefazodon (4,9% vs. 0,9%), der während der Langzeitphase 24,5% vs. 9,5% betrug. Dieser Unterschied war - höchstwahrscheinlich aufgrund der niedrigen Zahl teilnehmender Männer - nur für die Frauen signifikant. Das gute Abschneiden von Nefazodon geht auf dessen spezielles Wirkprofil gegenüber der Serotoninrezeptor-Familie zurück.

Quelle: Sussman, N: Effects of nefazodone on body weight: a pooled analysis of selective serotonin reuptake inhibitor - and imipramine-controlled trials, Zeitschrift: JOURNAL OF CLINICAL PSYCHIATRY, Ausgabe 62 (2001), Seiten: 256-260

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