Retrospektive Kohortenstudie in Deutschland

Neuro-Depesche 5-6/2021

Auf Epilepsien nach entzündlichen ZNS-Erkrankungen achten!

Gibt es einen Zusammenhang zwischen entzündlichen ZNS-Erkrankungen und der Inzidenz epileptischer Anfälle? In einer retrospektiven Kohortenstudie mit mehr als 4.000 Teilnehmern traten bei den Betroffenen in der Nachbeobachtungszeit von bis zu zehn Jahren Krampfanfälle mehr als dreimal so häufig, auf.
In die Studie wurden 2.126 Erwachsene eingeschlossen, bei denen zwischen 2005 und 2015 (Indexdatum) eine entzündlichen ZNS-Erkrankung wie Enzephalitis, Meningitis oder Hirnabszess erstdiagnostiziert worden war. Ihnen wurden 2.126 nach Geschlecht, Alter, Charlson-Komorbiditätsindex etc. gematchte Patienten ohne entzündliche ZNS-Erkrankung gegenübergestellt. Das durchschnittliche Alter betrug 50,0 Jahre, etwa die Hälfte (56,4 %) waren Frauen. Die durchschnittliche Follow-up- Dauer betrug 6,8 Jahre.
Innerhalb von zehn Jahren nach dem Indexdatum wurde kumulativ bei 4,2 % der Patienten mit entzündlicher ZNS-Erkrankung eine Epilepsie (ICD-10: G40) diagnostiziert, in der Kontrollgruppe dagegen nur bei 1,5 % (p < 0,001). Bei Enzephalitis, Meningitis und Hirnabszess lag die Rate bei 3,6 % vs. 1,0 %, 3,9 % vs. 1,3 % bzw. 6,2 % vs. 3,1 %. Die signifikanten Zusammenhänge wurde in der Regressionsanalyse bestätigt. Bei Patienten mit entzündlicher ZNS-Erkrankung war das Epilepsie-Risiko gegenüber um knapp das Dreifache erhöht (Hazard Ratio [HR]: 3,82; 95 %-KI: 2,24 - 6,52). HL
Fazit
Diese Zusammenhänge sprechen dafür, Patienten mit einer entzündlichen ZNS-Erkrankung in der Vorgeschichte auf epileptische Anfälle zu screenen und ggf. Maßnahmen zu treffen, um dem Auftreten einer Epilepsie vorzubeugen.
Quelle: Jacob L et al.: Association between inflammatory central nervous system diseases and epilepsy: A retrospective cohort study of 4252 patients in Germany. Epilepsy Behav 2021; 117 [Epub 9. März; doi: 10.1016/j.yebeh.2021.107879]

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