163. Jahrestreffen der APA, 22. bis 26. Mai 2010 in New Orleans

Neuro-Depesche 7/2010

Auf dem Weg zu einer neuen Psychiatrie

Das 163. Annual Meeting der American Psychiatric Association (APA) im Mai 2010 in New Orleans, Louisiana, registrierte mehr als 11 000 Besucher aus aller Welt. Unter dem selbstbewussten Motto „Pride and Promise: Toward a New Psychiatry” berichteten die weltweit führenden Wissenschaftler über ihre Arbeit. Hier ein kleiner Ausschnitt aus den breit gefächerten Themen.

3-D-Exposition gegen PTBS

Die in Kampfhandlungen entstandene Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) lässt sich mit Hilfe einer „Virtual reality”-Exposition mit Arousal-Kontrolle (VRE-AC) wirksamer behandeln als mit einer längeren Expositionstherapie. Dies berichten Mediziner des Naval Medical Center, San Diego, aus einer Studie an 20 bislang therapierefraktären Irak- und Afghanistan-Heimkehrern mit PTBS. Die VRE-AC ist eine 3-D-Computersimulation mit Triggersituationen, die der Patient über ein Headset verfolgt. Der Prüfarzt kann die Intensität der visuellen und akustischen Reize, sogar Vibrationen und Gerüche sowie den Grad der Gewalttätigkeit des Szenarios nach Bedarf verringern oder erhöhen. Blutdruck, Atmung und andere elektrophysiologische Parameter des Patienten werden dabei überwacht. Bei PTBS-Patienten war die VRE-AC deutlich wirksamer als die herkömmliche Behandlung, eine Symptomreduktion auf der Clinician Administered PTSD Scale (CAPS) von ≥ 30% erreichten neun Patienten, aber nur einer von zehn in der Vergleichsgruppe.

Tai Chi bessert ADHS

Auf der Suche nach wirksamen ADHS-Therapien werden auch Grenzbereiche der Medizin wie Ernährungsumstellungen und Meditation ausgelotet. Wie Frau Dr. Peng Pang, vom Maimonides Medical Center in Brooklyn, New York, berichtet, proftierten psychisch kranke Jugendliche (12–18 Jahre alt) von einem sechswöchigen Sommercamp mit Tai-Chi-Programm mit einer signifikanten Besserung ihrer Verhaltenssymptome. So nahm die Hyperaktivität in der Gesamtgruppe und insbesondere bei ADHS-kranken Teilnehmern (etwa 50% aller Personen) gegenüber der Kontrollgruppe signifikant stärker ab. Zudem verbesserten sich die kognitiven Fähigkeiten. Allerdings erwiesen sich die positiven Effekte zum Follow-up-Zeitraum nach zwölf Wochen, also nach sechswöchiger Tai-Chi-Karenz, nicht als anhaltend. Wie Psychiater Mike Brody, Maryland, kritisierte, dürfte jede disziplinierte Aktivität, die den ADHS-Patienten „fokussiert“ wie Tanz, Chorgesang oder Karate ebenso hilfreich sein.

Zuwenig Depressionsstudien bei Kindern

Während die Forschungs-Pipeline an Substanzen zur Behandlung der Depression prall gefüllt ist, werden die neuen Wirkstoffe viel zu selten bei Kindern und Jugendlichen untersucht. Dies berichten Forscher vom University of Texas Health Sciences Center, aus der Analyse von 441 gegenwärtig laufender Depressionsstudien: Nur 5% werden mit pädiatrischen Patienten durchgeführt. Insgesamt überwiegen Studien zur medikamentösen Therapie (57%), neue Substanzen sind z. B. Dreifach-Reuptake-Inhibitoren, Nikotinrezeptor-Antagonisten, CRF-1- und 5HT7-Antagonisten und Neu­rogenese-stimulierende Substanzen. Psychotherapie-Studien sind dagegen eher selten. Zudem bedauerte Dr. Aarti Gupta, Houston, dass von der Industrie unterstütz­te Studien deutlich höhere Fallzahlen aufweisen als unabhängig durchgeführte Studien (durchschnittlich 376 vs. 90 Probanden).

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