Sexueller Missbrauch

Neuro-Depesche 10/2001

Auch Vernachlässigung als Kind könnte zu Täterschaft beitragen

Körperlicher und sexueller Missbrauch sowie Vernachlässigung werden als Faktoren diskutiert, denen Straftäter von sexuellem Missbrauch in ihrer Kindheit ausgesetzt sind. Die Frage, ob körperliche und sexuelle Viktimisierung häufiger mit Straftaten gegen Personen verbunden sind oder alle Formen schlechter Behandlung sich auf spätere Sexualdelinquenz auswirken ist schwer zu beantworten.

Misshandlung ist am ehesten als ein komplexes Phänomen zu verstehen, dass für Kinder viele Arten von vernachlässigenden und Missbrauchserfahrungen beinhalten kann. Über die Beziehung zwischen Misshandlungen im Kindesalter und Sexualdelinquenz von Jugendlichen wurde jetzt eine Untersuchung und retrospektive Datenauswertung 6 082 inhaftierter Jugendlicher im Alter von 11 bis 18 Jahren angestrengt. 304 waren wegen sexueller Übergriffe inhaftiert, 3 091 wegen anderer als sexueller Gewalttaten und 2 687 auf Grund von Eigentums- oder Drogendelikten. Insgesamt gaben 981 Jugendliche mindestens ein Missbrauchserlebnis an oder berichteten von Vernachlässigung. Bei mehr als 40% der Personen, die Misshandlungen in der Kindheit erlitten hatten, lagen drei oder mehr Berichte darüber bei ihnen vor. Jugendliche, die als erste schlechte Behandlung Vernachlässigung angegeben hatten, waren häufiger unter den Gewalttätern und Drogendelinquenten. Hatten Jugendliche als erstes Vernachlässigung angegeben und von zwei weiteren Misshandlungen berichtet, waren es häufiger Sexualdelinquenten. Weitere Untersuchungen an misshandelten Kindern und Sexualdelinquenten haben ergeben, dass diese Gruppen aufgrund der negativen Erfahrungen in kritischen Entwicklungsphasen einen Mangel an Empathie aufweisen.

Quelle: Jonson-Reid, M: Adolescent sexual offenders: incidence og childhold maltreatment, serious emotional disturbance, and prior offenses, Zeitschrift: AMERICAN JOURNAL OF ORTHOPSYCHIATRY, Ausgabe 71 (2001), Seiten: 120-130

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