Nach akutem ischämischen Insult

Neuro-Depesche 11/2012

Auch sehr alte Patienten profitieren von der Lyse

Die Lyse-Therapie innerhalb des erweiterten Zeitfensters von bis zu sechs Stunden verbessert auch bei sehr alten Patienten das funktionelle Outcome. Damit könnten deutlich mehr Schlaganfall-Patienten als bisher eine Lyse erhalten. Dies ist die Kernaussage des vor kurzem publizierten International Stroke Trial 3 (IST-3), der weltweit bislang größten Thrombolyse-Studie.

In 2000 und 2011 wurden insgesamt 3035 Schlaganfall-Patienten aus 12 Ländern in die IST-3-Studie aufgenommen. 53% von ihnen waren über 80 Jahre alt. 1515 Patienten erhielten den rekombinanten Tissue Plasminogen Activator rt-PA (0,9 mg/kg KG), 1520 dienten als Kontrollgruppe und bekamen Plazebo. Im Mittelpunkt der Studie stand, dass das Zeitfenster zwischen dem Auftreten der ersten Schlaganfallsymptome bis zur Lyse von bisher maximal 4,5 Stunden auf bis zu sechs Stunden erweitert wurde. Primäres Studienziel war die Rate der überlebenden Patienten nach sechs Monaten, die ihren Alltag weitestgehend selbstständig bewerkstelligen konnten. Verwendet wurden die Oxford Handicap Scores (OHS), die analog zur modifizierten Rankin-Skala (mRS) auch zwischen 0 und 2 Punkte betragen konnten.

Nach sechs Monaten lebten in der Verumgruppe noch 37% der Patienten, die sich selbst versorgen konnten, im Kontrollkollektiv waren es 35%. Der Unterschied zugunsten der Lyse-Therapie war entgegen den usprünglichen Erwartungen nicht signifikant (Odds ratio: 1,13; 95%-KI: 0,95–1,35; p = 0,181). Die Sekundär-Auswertung über das ganze Spektrum der Behinderungsgrade ergab, dass deren Verbesserungen unter der Lyse um 27% größer waren (OR: 1,27; 95% KI: 1,10–1,47; p = 0,001).

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Fazit
?! Für die Autoren belegt die IST-3-Studie, dass eine Lyse-Therapie mit rt-PA bei Patienten mit akutem ischämischen Insultauch dann sicher ist, wenn sie durch die bisherige Zulassung nicht gedeckt ist. So wurden in IST-3 bei einem Teil der Patienten, die bisher von der Lyse-Therapie ausgeschlossen sind, ähnliche Erfolgsraten wie bei Erfüllung der Standardindikationen erzielt. Dazu gehören beispielsweise Patienten mit schweren Schlaganfällen oder Patienten über 80 Jahre. Die Autoren betonen, dass die Ergebnisse mit denen früherer Studien übereinstimmen. Zusätzliche Sicherheit bietet der Umstand, dass die Einschlusskriterien der IST-3 viel breiter gefasst waren. Obgleich die Ergebnisse der IST-3-Studie die grundsätzliche Vorgabe des bestehenden Zeitfensters von 4,5 Stunden nicht ändern, zeigen die Studienresultate doch, dass viele aufgrund des Zulassungsstatus bislang nicht behandelten Schlaganfall-Patienten von nun an rt-PA bekommen könnten.

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