Der Stadt-Physikus Johann Christian Reil aus Halle hatte im Jahr 1808 erstmal den Begriff der Psychiatrie als „ärztliche Seelenheilkunde“ geprägt. 200 Jahre später diskutierten gut 7600 Teilnehmer beim größten Fachkongress für Psychiatrie und Psychotherapie im deutschen Sprachraum den aktuellen Forschungsstand.
Die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens aufgrund psychischer Störungen nimmt zu. Laut Kongresspräsident Prof. Wolfgang Gaebel, Düsseldorf, beträgt die Lebenszeitprävalenz psychischer Störungen weltweit etwa 25%; in einer deutschen Erhebung wurden sogar 42,5% registriert.
Prof. Ulrich Schnyder, Zürich, wies darauf hin, dass im Hinblick auf Evidenz die Psychotherapie als einer der wirksamsten Therapieansätze in der Medizin gelten kann und den Vergleich mit anderen medizinischen Heilverfahren nicht zu scheuen braucht. Bei der Behandlung der meisten psychischen Störungen, insbesondere im Langzeitverlauf, ist die Psychotherapie der Pharmakotherapie überlegen. Aus wissenschaftlicher Sicht ist eine Dichotomisierung Pharmakoherapie – Psychotherapie nicht mehr haltbar, geschweige denn eine Aufspaltung der Psychotherapie in verschiedene „Schulen“.
Auch Gaebel betonte, dass jede Form der Psychotherapie auch biologische Substrate hat. Psychiater sind hier zwischen den eher biologisch oder psychosozial ausgerichteten medizinischen Fachbereichen Integratoren par excellence, die eine Fragmentierung der Patienten in Geist (mind) und Gehirn (brain) vermeiden würden.
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