Sexueller Missbrauch späterer Mütter

Neuro-Depesche 1/2002

Auch Mutter-Kind-Interaktion beeinträchtigt

Das Vorliegen eines sexuellen Missbrauchs beeinflusst bei Frauen mit postpartaler Depression den Langzeitverlauf ungünstig. Außer mit der eigenen psychischen Gesundheit interferiert der Missbrauch auch mit der Beziehung zum Kind und mit dessen emotionaler Entwicklung.

In eine dreijährige prospektive Studie wurden 45 Frauen mit postpartal aufgetretener Major Depression eingeschlossen. 23 Frauen hatten angegeben, in der Kindheit, zumeist vor dem zehnten Lebensjahr beginnend, von Familienangehörigen oder Bekannten mehrfach sexuell missbraucht worden zu sein. Frauen mit Missbrauch wiesen drei Jahre nach Erstuntersuchung einen geringeren Rückgang der Depressivität und signifikant mehr Angst auf als Frauen ohne Missbrauch in der Anamnese. Die HDRS-Werte für die Depressivität lagen dabei in einem Bereich, der zwar keiner Major Depression, aber Dysthymie entsprach. Nach der schrittweisen Regressionsanalyse wurde ein Großteil der Varianz in den HDRS-Werten durch eine initial stärker gestörte Mutter-Kind-Interaktion (nach dem Monash Mother-Child Interaction Total Score) erklärt. Nach einer Subskala des "Parenting Stress Index" litten die ehemals missbrauchten Mütter außerdem unter einer deutlich höheren Stressbelastung. Ihre Partner bewerten das Verhalten der gemeinsamen Kinder häufiger als "gestört" als die Partner der Frauen in der Vergleichsgruppe. Hinsichtlich der kognitiven Entwicklung der inzwischen dreijährigen Kinder ergaben sich zwischen den beiden Gruppen aber keine relevanten Unterschiede. (JL)

Quelle: Buist, A: Childhood sexual abuse, parenting and postpartum depression a-3-year folow-up study, Zeitschrift: CHILD ABUSE AND NEGLECT, Ausgabe 25 (2001), Seiten: 909-921

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