Umfassendes Empowerment

Neuro-Depesche 6/2007

Auch die Selbststigmatisierung angehen

Patienten mit schizophrenen Erkrankungen werden nicht nur von ihrer Umwelt stigmatisiert, sie internalisieren das Stigma auch. Ein Psychiater-Team untersuchte nun den Stellenwert der Selbst-Stigmatisierung im Hinblick auf Variablen wie das Auftreten depressiver Symptome und die Lebensqualität.

Die Arbeitshypothese lautete: Je stärker sich die Patienten diskriminiert und entwertet fühlten, umso geringer ist auch ihre Kompetenz im Umgang mit ihrer Erkrankung und ihrer Belastung.

An der Studie nahmen 172 ambulante Patienten mit schizophrener Erkrankung teil. 60,5% der durchschnittlich knapp 40jährigen Teilnehmer waren männlich. Mit verschiedenen Skalen und Fragenbögen wurden Symptomschwere, Depression und Lebensqualität erhoben und versucht, die Selbsteinschätzung sowie das Ausmaß von Stigmatisierung, Coping-Strategien, Selbstwirksamkeit und Kompetenzstärkung („Empowerment“) zu bestimmen und deren Relationen zueinander in einem Modell zu analysieren.

Nur 26,6% der Untersuchten waren frei von Selbststigmatisierung. 35% der Varianz in der Selbststigmatisierung wurden durch (falsche) Coping-Strategien erklärt. Beispielsweise steigern Verheimlichung der Krankheit und sozialer Rückzug die Angst vor der Stigmatisierung. 21% der Varianz in der Selbstwirksamkeit ging auf die Selbststigmatisierung zurück, dieses Phänomen könnte eine erlernte Hilflosigkeit als Konsequenz der psychotischen Erfahrung widerspiegeln.

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Fazit
Die Selbststigmatisierung schizophren erkrankter Patienten ist ausgeprägt. Dies muss im therapeutischen Kontakt und insbesondere in der Psychoedukation oder kognitiven Verhaltensinterventionen be­rücksichtigt werden. Über Veränderungen des Selbstkonzepts mit Erhöhung der Selbstwirksamkeit und Empowerment sollten die Patienten in die Lage versetzt werden, die negative Selbsteinschätzung zu verringern und die internalisierte Stigmatisierung zu überwinden. Dies dürfte sich günstig auf die soziale Integration auswirken und könnte auch die schizophrenen und depressiven Symptome sowie die gesamte Lebensqualität verbessern. Gerade Letzteres bliebe allerdings noch zu belegen.

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