Kognitive Defizite bei pädiatrischen MS-Patienten

Neuro-Depesche 4/2018

Auch die exekutiven Funktionen sind betroffen

Die Auswirkungen der MS auf die Kognition pädiatrischer Patienten wurde bereits in einer Reihe von Studien untersucht. In einer deutschen Studie wurden nun die Auswirkungen der Erkrankung insbesondere auf die exekutiven Funktionen der Kinder und deren Relation zur klinischen Parametern geprüft.

40 MS-Patienten (11–18 Jahre alt) und 40 gesunde Altersgenossen unterzogen sich jetzt einer umfangreichen neuropsychologischen Testbatterie einschließlich Wechsler Intelligence Scale for Children (WISC-IV) und diversen Subtests für die exekutive Funktionen des Delis- Kaplan Executive Function System® (D-KEFS).
Die MS-Gruppe schnitt in Wortverständnis und Wortflüssigkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit, Gedächtnis, Rechenfähigkeit und anderen exekutiven Funktionen signifikant schlechter ab als die Kontrollen. Die Gruppenunterschiede waren am stärksten in den WISC-Subtests Verständlichkeit (p = 0,000), Wortschatz (p = 0,003) und Information (p = 0,005). Bei der Verarbeitungsgeschwindigkeit waren die Kinder mit MS signifikant schlechter im schriftlichen Symbol Digit Modalities Test (SDMT; p = 0,001) und im WISC-Subtest Verschlüsselung (p = 0,005). Bezüglich des Gedächtnisses ergaben sich signifikant schlechtere Ergebnisse im Verbalen Lern- und Merkfähigkeitstest (VLMT; p = 0,007) und im Battery for Assessment in Children (BASIC-MLT; p = 0,009). Im WISC-Subtest Arithmetik, im D-KEFS-Test Wortflüssigkeit und im Corsi- Blocktapping Task schnitten die Patienten ebenfalls signifikant schlechter ab (p = 0,002 bzw. p = 0,003 bzw. p = 0,003). Das flüssige Denken war weitgehend intakt.
Die Krankheitsdauer war signifikant assoziiert mit einer verminderten Leistung bei verbalem Verständnis und Geläufigkeit (WISC-Vokabular, p = 0,034; WISC-Information, p = 0,015) sowie bei flüssigem Folgern (WISC Picture Completion, p = 0,003) und Arbeitsgedächtnis (WISC, p = 0,047). Die Anzahl der Schübe war negativ korrelierte mit dem visuell-räumlichen Gedächtnis (BASIC MLT, p = 0,009). GS
Kommentar

Die Autoren führen aus, dass die kognitiven Defizite in einer repräsentativen Gruppe deutscher pädiatrischer MS-Patienten dem Muster in anderen europäischen und nordamerikanischen Kohorten entsprach. Die Kinder zeigten vor allem Defizite in exekutiven und anderen, für eine erfolgreiche schulische Laufbahn notwendigen kognitiven Schlüsselfunktionen. Um frühzeitig intervenieren zu können, wird empfohlen, Kinder und Jugendliche mit MS regelmäßig einem kognitiven Screening zu unterziehen.

Quelle:

Wuerfel E et al.: Cognitive deficits including executive functioning in relation to clinical parameters in paediatric MS patients. PLoS one 2018; 13: e0194873 (Epub 22. März; doi.org/10.1371/journal. pone.0194873]

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