Medikamentöse Therapie

Neuro-Depesche 11/2008

Atypika auch bei PTBS wirksam?

Die Wirksamkeit atypischer Antipsychotika in der Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) wurde bislang nur in kleineren Studien geprüft. Darin hatten sie sich – ungeachtet der Anwesenheit psychotischer Symptome – bei therapierefraktären Patienten als hilfreich erwiesen. Psychiater in Seoul/Südkorea untersuchten die Therapieeffekte der Atypika nun in einer Metaanalyse.

In die Auswertung flossen die Daten aus sieben klinischen, randomisierten und plazebokontrollierten Doppelblindstudien ein, die anhand vorab definierter Einschlusskriterien in einer umfangreichen Recherche verschiedener Datenbanken identifiziert wurden. Die verwendeten Atypika waren Olanzapin bzw. Risperidon, die sowohl in den zwei Monotherapie-Studien als auch in den fünf Add-on-Studien (zusätzlich zu Antidepressiva und anderen Psychopharmaka) eingesetzt worden waren.

Insgesamt ließen sich 192 PTBS-Patienten auswerten, 102 waren nach Randomisierung mit atypischen Antipsychotika behandelt worden und 90 hatten Plazebo erhalten. Im primären Wirksamkeitsmaß, den Veränderungen auf der Clinician Administered PTSD Scale (CAPS), fand sich gegenüber dem Ausgangszustand ein relevanter Therapieeffekt: Auch wenn in zwei Risperidon-Studien keine Überlegenheit über Plazebo nachweisbar war, sanken die Gesamtscores unter Atypika-Behandlung signifikant (Standardized mean difference [SMD]: -0,45; p = 0,004),

Die metaanalytische Auswertung bestätigte überdies die Überlegenheit der atypischen Antipsychotika über Plazebo: In den drei relevanten Subscores der CAPS fanden sich signifikante Besserungen, die sich in einen relevanten Unterschied übersetzten (SMD: -0,27; p = 0,007). Für das Ausmaß der Besserungen war insbesondere die Verringerung des Symptoms „Intrusion“ verantwortlich, während bei „Vermeidung“ und „Hyperarousal“ keine wesentlichen Besserungen verzeichnet werden konnten.

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Fazit
?! Aufgrund der Chronifizierungsgefahr und beträchtlichen Verschlechterung der Lebensqualität der Betroffen sollte eine PTBS rasch und konsequent behandelt werden, gegebenenfalls auch medikamentös. Auf die üblicherweise eingesetzten SSRI sprechen Studien zufolge (Stein et al., 2006) aber nur etwa 60% der Patienten an. Da viele PTBS-Patienten auch psychotische Symptome entwickeln, bieten sich (atypische) Antipsychotika an. Auch wenn eine Metaanalyse keine randomisierte, kontrollierte Studie ersetzen kann, deutet diese unabhängig durchgeführte metaanalytische Auswertung auf einen mittelgradigen, aber signifikanten Therapieeffekt für die beiden untersuchten Substanzen hin. Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme sollten, so die Autoren, in einer Behandlungsentscheidung stets berücksichtigt werden.

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